Vernünftige Wesen seines Gleichen ausser sich anzunehmen

... wie kommt der Mensch dazu, vernünftige Wesen seines Gleichen ausser sich anzunehmen, und anzuerkennen, da doch dergleichen Wesen in seinem reinen Selbstbewusstsein gar nicht gegeben sind?

(...)

Die Erfahrung lehrt nur das, daß die Vorstellung von vernünftigen Wesen ausser uns in unserem empirischen Bewusstsein enthalten sey; und darüber ist kein Streit, und kein Egoist hat es noch geläugnet. Die Frage ist: ob dieser Vorstellung etwas ausser derselben entspreche; ob es unabhängig von unserer Vorstellung und wenn wir es uns auch nicht vorstellten - vernünftige Wesen ausser uns gebe; und hierüber kann die Erfahrung nichts lehren, so gewiß als sie Erfahrung, d.i. das System unserer Vorstellungen ist.

Die Erfahrung kann höchstens lehren, daß Wirkungen gegeben sind, die den Wirkungen vernünftiger Ursachen ähnlich sind, aber nimmermehr kann sie lehren, daß die Ursachen derselben als vernünftige Wesen an sich wirklich vorhanden seyen; denn ein Wesen an sich selbst ist kein Gegenstand der Erfahrung.

Fi***

(Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, S. 25-27).