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η ψυχη τα οντα πως εστιν

Der ontisch-ontologische Vorrang des Daseins wurde schon früh gesehen, ohne daß dabei das Dasein selbst in seiner genuinen ontologischen Struktur zur Erfassung kam oder auch nur dahinzielendes Problem wurde. Aristoteles sagt: η ψυχη τα οντα πως εστιν. Die Seele des Menschen ist in gewisser Weise das Seiende; Die »Seele«, die das Sein des Menschen ausmacht, entdeckt in ihren Weisen zu sein, αισθησις und νοησις, alles Seiende hinsichtlich seines Daß- und So-seins, d.h. immer auch in seinem Sein.

H***
(Sein und Zeit, S. 14).

Auseinandernehmendes Zusammennehmen

ενδεχεται δε και διαιρεσιν φαναι παντα: Man kann alles, was ich unter dem Titel συνθεσις aufgezeigt habe, auch διαιρεσις, Auseinandernehmen nennen, d.h. als solches fassen.

Das Weiße ist nicht weiß. Hier liegt zugrunde ein vorgängiges Zusammennehmen von Weiß und Nicht-weiß. Und eben dieses Zusammennehmen ist auch ein Auseinandernehmen. Wir können das eine mit dem anderen nur zusammenhalten, wenn dieses Zusammenhalten in sich ein Auseinanderhalten bleibt. Die συνθεσις νοηματων ist in sich, von Hause aus, auch schon διαιρεσιsigmaf;. Das Vernehmen ist in sich auseinandernehmendes Zusammennehmen.

H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 457).

συνθεσις τις

εν οις δε και το ψευδος και το αληθες, συνθεσις τις ηδη &vu;οηματων ωσπερ εν οντων: Im Felde dessen, in bezug woraus sowohl das Verbergende als auch das Entbergende möglich wird, da ist bereits so etwas wie eine Zusammensetzung (ein Zusammennehmen) des Vernommenen geschehen, dergestalt, daß das Vernommene gleichsam eine Einheit bildet. Der Grund der Möglichkeit der Entbergung oder des Verbergens ist dieses Bilden einer Einheit.

H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 454).

Apophantisch

Aufweisend also, apophantisch, ist derjenige λογος, zu dessen Wesen es gehört, entweder zu entbergen oder zu verbergen. Durch diese Möglichkeit ist gekennzeichnet, was apophantisch besagt: aufweisend. Denn auch der verbergende λογος ist aufweisend. Wäre er das nicht, seinem inneren Wesen nach, dann könnte er nie zu einem täuschenden werden. Denn gerade, wenn ich einem Anderen etwas vormachen will, muß ich zuvor schon in der Haltung sein, ihm etwas aufweisen zu wollen. Der Andere muß überhaupt im vorhinein meine Rede als von solcher Tendenz zum Aufweisen nehmen; nu so kann ich ihn über etwas täuschen.

H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 450).

Etwas als solches meinen können

Nun sagt Aristoteles: Die Rede ist, was sie ist, d.h. sie bildet einen Kreis von Verständlichkeit, wenn eine γενεσις eines συμβολον ist, wenn ein Zusammengehaltenwerden geschieht, worin zugleich ein Übereinkommen liegt. Rede und Wort ist nur im Geschehen des Symbols, wenn und sofern ein Übereinkommen und Zusammenhalten geschieht. Dieses Geschehen ist die Bedingung der Möglichkeit der Rede. Ein solches Geschehen fehlt beim Tier, das zwar Laute hervorbringt. Diese Laute bezeichnen etwas, wie wir sagen, sie geben von etwas Kunde, und doch sind die Verlautbarungen keine Wort, sie haben keine Bedeutung, können nichts zu bedeuten geben. Das ermöglicht nur die Genesis des Symbols, das ganze Geschehen, worin im vorhinein ein Zusammenhalten geschieht, ein Sichzusammenhalten des Menschen mit etwas, dergestalt, daß er mit dem, womit er sich zusammenhält, übereinkommen kann in der Weise des Meinens. Der Mensch hält sich, und zwar seinem Wesen nach, mit etwas anderem zusammen, sofer er zu anderem Seienden sich verhält und aufgrund dieses Verhaltens zu anderem dieses andere als solches meinen kann.

H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 446).

Zusammenhang zwischen Schöpfertum und Melancholie

Um diesen Zusammenhang zwischen Schöpfertum und Melancholie wußte schon Aristoteles, wenn er die Frage stellt: Δια τι παντες οσοι περιττοι γεγονασιν ανδρες η κατα φιλοσοφιαν η πολιτικην η ποιησιν η τεχνας φαινονται μελαγχολικοι οντες: Aus welchem Grund sind alle Männer, die Überragendes geleistet haben — sei es in der Philosophie, sei es in der Politik, sei es in der Poesie oder in den bildenden Künsten — offensichtlich Melancholiker?

H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 271).

Wohin mit der eigentlichen Philosophie?

Aufgrund dieses festen Bestandes der drei Disziplinen der Philosophie war man außerstande, das, was Aristoteles als eigentliche Philosophie bezeichnet, aufzunehmen. Gegenüber der eigentliche Philosophie des Aristoteles entstand die Verlegenheit, daß sie in keine der Disziplinen gehörte. Andererseits konnte man gerade dieses, was von Aristoteles als das eigentliche Philosophieren bezeichnet wird, am wenigsten beiseitelassen. Somit enstand die Frage: Wohin mit der eigentlichen Philosophie im Schema der drei Disziplinen, die zu erweitern oder zu ändern die Schule außerstande war? Wir müssen uns diese Lage ganz klar machen: Das wesentliche der Philosophie ließ sich nicht unterbringen. Die Schulphilosophie geriet gegenüber dem Philosophieren in eine Verlegenheit.

H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 57).

Verfall des Philosophierens zu Schuldisziplinen

Wenn versucht wird, den Gesamtbestand des antiken Philosophierens in Schuldisziplinen einzufächern, ist damit zugleich gesagt, daß die Art des Erkennens nicht ein lebendiges Philosophieren aus den Problemen selbst heraus ist, sondern dergestalt, wie sonst Wissensgebiete in den Wissenschaften behandelt werden. Die Behandlungsart dieser Gebiete der Philosophie wird jetzt zu einer Wissenschaft, zur εστημη im Aristotelischen Sinne.

Dieser Prozeß der schulmäßen Ausbildung und damit des Verfalls des eigentlichen Philosophierens setzt schon ein zur Zeit Platons in seiner eigenen Schulakademie.

H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 54-5).

Aristoteles »Zeit«

Aristoteles denkt nicht nur wie alles griechische Denken nach Anaximander das ον, das Seiende in seinem Sein, und dieses selbst aus einem wesentlichen Bezug zur »Zeit«, sondern er legt die »Zeit« selbst wie etwas Seiendes im Lichte des Seins aus, das, weil griechisch gedacht, immer noch in der Lichtung der »Zeit« als Anwesen verstanden wird. Durch die Auslegung der »Zeit« und des »Ortes« aus dem Sein wird das anfängliche Erscheinen von Sein in der Lichtung der Zeit endgültig verhüllt und vergessen.

H***
Der Spruch des Anaximander, S. 191-2.

das Seiende wird in mannigfacher Weise gesagt

το ον πολλχως λεγεται

Aristoteles

αληθεια

ομοιωσις των παθηματων της ψυχης και των πραγματων

A***
(περι ερμηνειας, 1,16)

Dem nichts mehr unausführbar ist...

1047 a 24-26: εστι δε δυνατον τουτο, ωι εαν υπαρξηι η ενεργεια ου λεγεται εχειν την δυναμιν, ουδεν εσται αδυνατον. »In Wirklichkeit vermögend aber ist dieses, dem nichts mehr unausführbar ist, sobald es sich in das Zeug legt, als wozu es das Zeug zu haben angesprochen wird.«

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.219)

Im Stand sein zu...

Im Stand sein zu..., das bedeutet erstens: er ist ausgerüstet für...; aber nicht nur das, sondern zugleich zweitens: er untersteht sich, hat sich bereits entschlossen. Wirklich-vermögendsein ist das bereitschafterfüllte Im-Stand-sein-zu, dem nur noch die Enthemmung in den Vollzug fehlt, so daß, wenn diese vorhanden ist, sich eingestellt hat, das heißt: wenn der Vermögende sich ins Zeug legt, der Vollzug wahrhaft Ausübung ist und nur dieses. Er ist nicht anderes als Sich-ins-Zeug-legen — ενεργεια (εργον: das Werk oder das Zeug).

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.218-9)

Vermögend sein und wirklich sein

1047 a 20-24: ωστ' ενδεχεται δυνατον μεν τι ειναι μη ειναι δε, και δυνατον μη ειναι ειναι δε, ομοιως δε και επι των αλλων κατηγοριων δυνατον βαδιζειν ον μη βαδιζειν, και μη βαδιζον δυνατον ειναι βαδιζειν. »So kann also der Fall eintreten, daß etwas zwar als vermögend zu etwas wirklich ist und dabei doch nicht wirklich das ist, wozu dieses wirkliche Vermögende als solches vermögend ist, und ebenso kann der Fall eintreten, daß ein Vermögendes nicht wirklich ist als Vermögendes und doch gerade wirklich ist das, was er vermag; in gleicher Weise gilt das auch in Hinblick auf das andere, was vom Seienden gesagt werden kann; z.B. was als Zu-gehen-Vermögendes wirklich ein Seiendes (vorhanden) ist, geht in Wirklichkeit gar nicht, und was wirklich nicht geht, ist gleichwohl als vermögend zu gehen wirklich vorhanden.«

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.215)

Der rechte Begriff von ενεργεια

Daß die Megariker sich auf das ενεργειν stützten, beweist noch gar nicht, daß sie den rechten Begriff davon hatten; im Gegenteil, sie sahen gerade nicht, daß die ενεργεια qua ενεργεια ενεργεια κατα κινησιν ist. Und sie mußten diesen Grundbezug übersehen, weil ihnen überhaupt der Blick verstellt war auf das Wesen der κινησις. Aber auch nur wenn deren Wesen zur Klarheit gekommen ist, wird es möglich, die δυναμις in ihrem vollen Gehalt zu fassen und damit die Weise ihres eigensten Wirklichseins zu umgrenzen. Die δυναμις ist ja αρχη μεταβολης (bzw. κινησεως) — das, von aus ein Umschlag und Übergang geschieht. Wie dergleichen wirklich ist, läßt sich nur ausmachen, wenn ständig dem Rechnung getragen wird, was es ist. Andererseits kommt erst durch die zureichende Fassung dessen, wie δυναμις qua δυναμις wirklich ist, das, was sie ist, zur vollen Umgrenzung. So wird die Aufgabe der Charakterisierung des δυνατον ον ηι ον zugleich zur Aufgabe der Charakterisierung der ενεργεια ηι ενεργεια, d.h. des Nachweises, daß sie und wie sie κατα κινησιν ist.

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.214-5)

Die eigenständige Wirklichkeit des Wahrnehmbaren

Nichtvollzug bedeutet nicht völliges Fehlen von dergleichen wie Wahrnehmen. Das Vollziehenkönnen als daseiendes aber ist gerade die Haltung, in der solches vorgestellt wird, was wahrgenommen werden könnte bzw. wahrgenommen gewesen ist, aber gerade in dem charakteristischen Wissen, daß das so Wahrnehmbare für sich nicht angewiesen ist auf ständiges Wahrgenommenwerden. Das Sichzurückziehen aus der Ausübung des Wahrnehmens ist kein bloßes Abbrechen und Verschwinden dieser, sondern hat den Charakter des Überlassens des Wahrgenommenen an es selbst als ein nunmehr Wahrnehmbares. So kann und muß gesagt werden: Die eigenständige Wirklichkeit des Wahrnehmbaren wird im Grunde gar nicht im jeweilig wirklichen Vollzug der Wahrnehmung erfahren, sondern erst im eigentümlichen Nicht-mehr- und Noch-nicht-Vollzug.

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.206)

Jedermannswahrheit

(...) wenn jeweils nur das wahr ist und so wahr ist, was und wie es jedem gerade erscheint, dann ist natürlich eine allgemein gültige, objektive Wahrheit nicht möglich. Diese billige Argumentation wollen wir hier nicht weiter besprechen; nur auf eines muß hingewiesen werden: Sie steht auf der Annahme, daß die Wahrheit nicht wahrheit sei, wenn sie nicht für jedermann gelte. Aber diese Annahme ist gar nicht begründet, bzw. man macht sich gar nicht klar, was es heißt diese Annahme zu begründen. Man vergißt zu fragen, ob nicht das eigentliche Wesen der Wahrheit gerade darin besteht, daß sie nicht für jedermann gilt — und das Jedermannswahrheiten das Nichtigste sind, was sich im Felde der Wahrheit auftreiben läßt.

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.198)

Aller Dinge Maß ist der Mensch

(Theait. 152 a): φησι γαρ που »παντων χρηματων μετρον« ανθρωπον ειναι, »των μεν οντων ως εστι, των δε μη οντων ωσ ουκ εστιν«. »Aller Dinge Maß ist der Mensch, der Seienden, daß sie sind, der Nichtseienden, daß sie nicht sind.« Und dieser Satz ist begründet auf das Wesen der αισθησις, 152 a 6 ff.: οια μεν εκαστα εμοι φαινεται τοιαυτα μεν εστιν εμοι, οια δε σοι, τοιαυτα δε αυ σοι. »Als welches jegliches sich mir zeigt, solches ist es mir, als welches aber dir, solches wiederum est es dir.«

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.197)

Wahrnehmung und Herstellung

Diese Art δυναμις, nämlich die αισθησις, ist zwar wie jede δυναμις als Kraft zu etwas bezogen. Allein dieser Bezug ist hier bei der αισθησις ein ganz ausgezeichneter und eigener; darin liegt es, daß nun auch das, was auf sogeartete δυναμεις beziehbar ist, einen eigenen Charakter hat; also nicht etwa gleichgestellt werden darf mit dem, worauf sich eine τεχνη bezieht: das εργον. Genauer: das εργον der αισθησις als δυναμις ist kein hergestelltes vorhandenes Ding als hergestelltes und verfertigtes. Durch das Wahrnehmen stellen wir nicht Dinge her; etwa so und so gefärbte — das vollziehen wir durch Anstreichen; oder so und so tönende — das vollziehen wir durch das Spannen und Schlagen von Saiten. Das εργον der αισθησις ebenso wie der νοησις ist die αληθεια — die Offenbarkeit des Seienden, und im besonderen die Wahrgenommenheit der Dinge — dieses, daß sie sich uns zeigen in ihrer Farbigkeit, in ihrem Tönen.

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.196)

Das andere seiner selbst

Wenn ein Mögliches, z.B. ein Tisch, wirklich wird, so bedeutet das: dieses im allgemeinen Vorgestellte ist es, was sich verwirklicht und eben als das hier und jetzt anwesend wird. Wenn dagegen ein Vermögen sich verwirklicht, dann wird nicht, gleich dem Möglichen, dieses Vermögen selbst wirklich, sondern was dann verwirklicht wird, als was das Vermögen sich und wie es sich verwirklicht, das ist das andere seiner selbst.

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.192)