Könnten aber aus Nichts die Dinge werden

nullam rem e nihilo gigni divinitus umquam.
quippe ita formido mortalis continet omnis,
quod multa in terris fieri caeloque tuentur,
quorum operum causas nulla ratione videre
possunt ac fieri divino numine rentur.
quas ob res ubi viderimus nil posse creari
de nihilo, tum quod sequimur iam rectius inde
perspiciemus, et unde queat res quaeque creari
et quo quaeque modo fiant opera sine divom.
Nam si de nihilo fierent, ex omnibus rebus
omne genus nasci posset, nil semine egeret.

Dass aus Nichts nichts wird, selbst nicht durch Willen der Götter.
Denn so enge beschränket die Furcht die Sterblichen alle,
Da sie so viel der Erscheinungen sehn, am Himmel, auf Erden,
Deren wirkenden Grund sie nicht zu erfassen vermögen,
Dass sie glauben, durch göttliche Macht sei dieses entstanden.
Haben wir aber erkannt, dass aus Nichts nichts könne hervorgehn,
Werden wir richtiger sehn, wonach wir forschen; woraus denn,
Und wie, alles entsteh', auch ohne die Hilfe der Götter.
Könnten aber aus Nichts die Dinge werden, so könnt' auch
Alles aus allem entstehn; nichts brauchte des zeugenden Samens.


Lu***

(De rerum natura, I 150-159).