Andauernd versuchen wir, Hintergründe aufzudecken und kommen doch nicht weiter, komplizieren und verrücken nur noch mehr, was schon kompliziert und verrückt genug ist. Wir suchen einen Schuldigen an unserem Geschick, welches wir die meiste Zeit, wenn wir ehrlich sind, nur noch als Unglück bezeichnen können. Wir grübeln darüber nach, was wir anders oder besser machen und was wir möglicherweise nicht hätten machen sollen, weil wir dazu verurteilt sind, aber es führt zu nichts. Die Katastrophe war unausbleiblich, sagen wir dann und geben eine Zeit, wenn auch nur eine kurze Zeit, Ruhe. Dann fangen wir wieder von vorne an Fragen zu stellen und bohren und bohren, bis wir wieder halb verückt geworden sind. In jedem Augenblick sind wir auf der Suche nach einem oder nach mehreren Schuldigen, damit uns wenigstens für den Augenblick alles erträglich wird und kommen naturgemäß immer, wenn wir ehrlich sind, auf uns selbst. Wir haben uns mit der Tatsache, daß wir, wenn auch die meiste Zeit gegen unseren Willen, existieren müssen abgefunden, weil uns nichts anderes übriggeblieben ist und nur, weil wir uns immer wieder und immer wieder jeden Tag und jeden Augenblick von neuem damit abgefunden haben, kommen wir überhaupt weiter. Und wohin wir kommen, ist uns, wenn wir ehrlich sind, lebenslänglich bekannt, in den Tod, nur hüten wir uns die meiste Zeit davor, das zuzugeben. Und weil wir diese Gewißheit haben, nichts anderes zu tun, als daß wir nur in den Tod gehen und weil wir wissen, was das bedeutet, versuchen wir uns alle möglichen Hilfsmittel der Ablenkung von dieser Erkenntnis gefügig zu machen und so sehen wir, wenn wir genau hinsehen, auf diese Welt keine anderen als fortwährend und lebenslänglich mit dieser Ablenkung beschäftigte. Dieser Vorgang, welcher in allen der Hauptvorgang ist, schwächt und beschleunigt naturgemäß die ganze Entwicklung in den Tod.
Be***
(Ja, S. 60-61).