»Schaffen wir den Namen Kerker ganz ab, nennen wir ihn einen Ort der Zurückgezogenheit.«
Tertullians unerschrockene Traineransprache an die Adresse der Morituri von Lyon verrät mit einer nirgendwo sonst je wieder erreichten Klarheit die Logik des christlichen Akrobatismus. Es ist der gute Wille zum strikt Absurden, zum grenzenlos Widersinnigen, zur vollendeten Unmöglichkeit, der die Theologie zur Theologie macht. Er allein hindert sie daran, in eine gewöhnliche Ontologie zurückzugleiten. (...) »Gekreuzigt wurde Gottes Sohn: das ist keine Schande, weil es eine Schande ist; gestorben ist der Sohn Gottes: das ist glaubwürdig, weil es abgeschmackt ist. Und begraben wurde er und erstand auf: Das ist gewiß, weil es unmöglich ist.« Auf diesem certum est quia impossibile beruht praktisch alles, was Europäer seit zweitausend Jahren von vertikalen Dingen wissen.
Sl***
(Du mußt dein Leben ändern, S. 321, 323).