Wir haben uns davon überzeugt, wie das Privileg, den absoluten Imperativ zu übermitteln, zu Beginn der Neuzeit den Inhabern religiöser Sprechämter entgleitet und auf eine Anzahl von säkularen Agenturen übergeht. Unter denen ragen hervor: der frühneuzeitlichen Fürst als Schirmherr der Menschenproduktion, der barocke Pädagoge als Experte der pansophischen Menschenformung und der Renaissance-Feldherr als der an der Antike geschulte Virtuose massenhafter Menschenaufstellungen im Formationskrieg. Neben sie treten im Laufe der Zeit Scharen von Beratern und Einflüsterern, die sich an ihre Mitmenschen nicht mehr als Überbringer des metanoetischen Imperativs wenden, sondern als Vermittler von praktischen Neuerungen, die eher technische Vorteile als moralische Besserungen zum Inhalt haben. Ich nenne sie die Menschenausstatter der Neuzeit.
Sie legen den Zeitgenossen nahe, ihr Leben durch Teilnahme an aktuellen Künstlichkeiten zu verändern und ihren existentiellen Tonus, nicht zuletzt ihre Wettbewerbsfähigkeit, durch neue Informationsmittel, neue Komfortmittel, neue Distinktionsmittel zu heben.
Sl***
(Du mußt dein Leben ändern, S 577-8).