Husserls rein schauendes Verhalten

Husserls gesamte Lebensanstrengung gilt der Wiederherstellung eines kontemplativen modus vivendi, der in einem entsprechenden modus cogitandi fundiert sein soll. (...). Da aber alles wirkliche Leben in »natürlicher Einstellung« nach Husserls Auffassung immer schon »Stellungnehmen« bedeutet und somit Eingemischtsein in Lebensprobleme und Fesselung an die Galeeren der Alltäglichkeit impliziert, hängt die Entscheidung über die Möglichkeit von schauendem, sogar »rein schauendem« Verhalten ganz allein an dem Nachweis, daß es gelingt, dem Fluch des Stellungnehmen-Müssens zu entgehen. Theorie sollte also, um rein zu sein, die Fixierung ihres Trägers an die reale Existenz wenn schon nicht völlig auflösen, so doch temporär suspendieren können.

Sl***
(Scheintod im Denken, S.32)