Direct können wir nur auf einen Theil des Vorstellungsvermögens, nemlich auf den äussern Sinn wirken. Wir bringen so starke und interessante Objekte in die Sphäre der Sinnlichkeit des Kranken, dass sie ihn nöthigen, sie anzuschauen. Allein der faselnde oder fixirte Kranke achtet derselben wenig, nimmt sie entweder gar nicht wahr, oder lässt sie als ihm gleichgültig bey Seite liegen. Nun ist es aber meistentheils unstatthaft, den Sinnesanschauungen dadurch ein Interesse zu verschaffen, dass wir sie mit dem Inhalt seiner Verrücktheit in Verbindung bringen. Wir mussen ihn daher durch Zwang nöthigen, sie zu beachten, wie ich unten sagen werde, oder Sinnesanschauungen, z. B. lange und gellende Töne wecken, die zugleich das Gefühlsvermögen afficiren, oder sie mit zufälligen Gefühlen in eine solche Verbindung stellen, die der Kranke für wesentlich hält, oder endlich solche Objekte verschieben, die durch ihre Grösse und Majestät die Befonnenheit wecken. Den innern Sinn und das Denkvermögen des Kranken können wir nicht direct erregen. Der verkehrte Verstand verarbeitet den gegebenen Stoff nach den anomalen Denkgesetzen, die durch die Revolution im Gehirn zu Stande gekommen sind. Zur Anfchauung der eignen Persönlichkeit gehört ein leises Gefühl und eine Freiheit der Aufmerksamkeit, die dem Verrückten fehlt. Eben so können wir auch die reproduktiven Vorstellungskräfte nicht direct in Thätigkeit setzen, und noch weniger ihre Association leiten.
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Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen, S. 164-5.