Worauf das Benehmen als triebhaftes Befähigtsein trifft, ist immer irgendwie enthemmend. Was dergestalt enthemmt und nur enthemmend zum Benehmen in Beziehung ist, entzieht sich gleichsam ständig und notwendig aufgrund seiner eigenen Weise, »sich zu zeigen« — wenn wir überhaupt so sagen dürfen. So, wie das Enthemmende sich wesenhaft entzieht, aus dem Wege geht, so ist die Beziehung zum An-lassenden ein
Sich-nicht-darauf-Einlassen. Es kommt nie zu einem Bleiben als solchem, aber auch nicht zu einer Veränderung als solcher. Das Umringtsein des Tieres von der Zugetriebenheit seiner Triebe ist in sich ein Offensein für das Enthemmende. Das
Sich-Einringen ist als keine Einkapselung, sondern gerade ein
öffnendes Ziehen eines Umrings, innerhalb dessen dieses oder jenes Enthemmende enthemmen kann. Das Benehmen des Tieres bezieht sich nicht und nie — wie es uns scheinen möchte — auf
vorhandene Dinge und deren Ansammlung, sondern es umringt sich selbst mit einem
Enthemmungsring, in dem vorgezeichnet ist, was als Anlaß sein Benehmen treffen kann.
H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 370).