Idealismus

Allerdings meldeten sich mit der Zeit Bedenken gegen diese Auffassung der Wahrheit, und zwar insofern, als man zu zweifeln begann, ob denn unser Vorstellen das Seiende selbst und an sich überhaupt erreiche und nicht vielmehr in den Umkreis seinen eigenen Tätigkeit, also in den Bezirk der »Seele«, des »Geistes«, des »Bewußtseins«, des »Ich« eingeschlossen bleibe. Diesem Zweifel nachgehend, sagt man: Was wir in unserem Vorstellen erreichen, ist immer nur das von uns Vor-gestellte, somit selbst eine »Vorstellung«. Demnach besteht die Erkenntnis und die Aussage in der Vorstellung einer Vorstellung, somit in einer Verbindung von Vorstellungen. Dieses Verbinden ist eine Tätigkeit und ein Vorgang, der sich lediglich »in unserem Bewußtsein« abspielt.

Mann nennt diese Lehrmeinung, nach der sich unser Vorstellen nur auf das Vorgestellte, das perceptum, die idea bezieht, Idealismus.

H***
(Grundfragen der Philosophie, S. 16, 17).