Leben der Philosophen: Diogenes

Diogenes, des Wechslers Hikesias Sohn, stammte aus Sinope. Diokles erzählt, sein Vater habe ein öffentliches Wechslergeschäft gehabt und sei wegen Falschmünzerei flüchtig geworden. Eubulides aber berichtet in seinem Buch über Diogenes, dieser sei selbst der Täter gewesen und sei mit seinem Vater in die Fremde gegangen.

Er war es nach einigen, der zuerst seinen Mantel durch Übereinanderschlagen gleichsam verdoppelte, um jedem Bedarf zu genügen und auch das Bett zu ersetzen.

Besonders stark war er darin, anderen seine Verachtung kundzugeben.

Die Knaben prägten sich viele Stellen aus Dichtern und Schriftstellern, auch aus des Diogenes eigenen Schriften ein, und er ruhte nicht und rastete nicht, ihnen den Lernstoff in möglichster Kürze für das Gedächtnis leicht behaltbar zu machen. Im Hause hielt er sie an, dienstfertig zu sein und sich mit einfacher Kost und Wasser zu begnügen. Mit ganz kurz geschnittenem Haar, ohne jeden Schmuck, ohne Mantel und Schuhe, schweigsam und das Auge nur auf sich selbst gerichtet, mußten sie auf die Straße einhergehen.

Dem Schicksal, sagte er, stelle ich den Mut, dem Gesetz die Natur, der Leidenschaft die Vernunft entgegen. Als er im Kraneion sich sonnte, trat Alexander an ihn heran und sagte, Fordere, was du wünschest, worauf er antwortete: Gehe mir aus der Sonne.

Als er einst auf dem Markte Onanie trieb, sagte er: Könnte man doch den Bauch auch ebenso reiben, um den Hunger los zu werden.

Als ihm einer seine Verbannung vorrückte, sagte er: Eben deshalb, du Elender, bin ich Philosoph geworden. Und als wieder einer zu ihm sagte: Die Sinopeer haben die Verbannung über dich verhängt, entgegnete er: Und ich habe das Verbleiben über sie verhängt.

Di***

(Leben und Meinungen berühmter Philosophen, VI, 20, 22, 24, 31, 38, 46, 49).