Der rechte Begriff von ενεργεια

Daß die Megariker sich auf das ενεργειν stützten, beweist noch gar nicht, daß sie den rechten Begriff davon hatten; im Gegenteil, sie sahen gerade nicht, daß die ενεργεια qua ενεργεια ενεργεια κατα κινησιν ist. Und sie mußten diesen Grundbezug übersehen, weil ihnen überhaupt der Blick verstellt war auf das Wesen der κινησις. Aber auch nur wenn deren Wesen zur Klarheit gekommen ist, wird es möglich, die δυναμις in ihrem vollen Gehalt zu fassen und damit die Weise ihres eigensten Wirklichseins zu umgrenzen. Die δυναμις ist ja αρχη μεταβολης (bzw. κινησεως) — das, von aus ein Umschlag und Übergang geschieht. Wie dergleichen wirklich ist, läßt sich nur ausmachen, wenn ständig dem Rechnung getragen wird, was es ist. Andererseits kommt erst durch die zureichende Fassung dessen, wie δυναμις qua δυναμις wirklich ist, das, was sie ist, zur vollen Umgrenzung. So wird die Aufgabe der Charakterisierung des δυνατον ον ηι ον zugleich zur Aufgabe der Charakterisierung der ενεργεια ηι ενεργεια, d.h. des Nachweises, daß sie und wie sie κατα κινησιν ist.

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(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.214-5)