Wer die genealogische Perspektive einnimmt, macht eo ipso ein Zugeständnis an den Verdacht, die fragliche Sache besitze ihres vornehmen Auftretens zum Trotz einen ererbten Makel. In unserem Fall lautet die kritische Hypothese: Wäre es wohl möglich, daß der wirkliche Anfang der Wissenschaften gar nicht im Staunen liege, wie die Alten so gern behaupteten, in der Annahme, wer sich auf diesen als vornehm geltenden Affekt berufe, sei vor weiteren Überprüfungen sicher? (...) Wie, wenn die vielgepriesenen theoretischen Tugenden in Wahrheit von verhohlenen Schwächen abstammten? Wenn sie auf dubiösen Kompensationen hartnäckiger Defekte beruhten oder gar auf der morbiden Unfähigkeit, den Tatsachen des Lebens ohne Beschönigungen und Ausflüchte Rechnung zu tragen?
Sl***
(Scheintod im Denken, S.61-2)