Jedermannswahrheit

(...) wenn jeweils nur das wahr ist und so wahr ist, was und wie es jedem gerade erscheint, dann ist natürlich eine allgemein gültige, objektive Wahrheit nicht möglich. Diese billige Argumentation wollen wir hier nicht weiter besprechen; nur auf eines muß hingewiesen werden: Sie steht auf der Annahme, daß die Wahrheit nicht wahrheit sei, wenn sie nicht für jedermann gelte. Aber diese Annahme ist gar nicht begründet, bzw. man macht sich gar nicht klar, was es heißt diese Annahme zu begründen. Man vergißt zu fragen, ob nicht das eigentliche Wesen der Wahrheit gerade darin besteht, daß sie nicht für jedermann gilt — und das Jedermannswahrheiten das Nichtigste sind, was sich im Felde der Wahrheit auftreiben läßt.

He***
(Aristoteles Metaphysik Θ 1-3, S.198)