Eine Prozession von imaginären Scheintoten

Wenn man den Verlauf der europäischen Geistesgeschichte bis an die Schwelle zum 20. Jahrhundert summa summarum als eine Prozession von imaginären Scheintoten beschreiben darf, die sich dem theoretischen Leben verschrieben haben, monastisch und laïkal, professoral und zivil, ethisch und ästhetisch, dann beweist dies die unermeßliche Suggestivität der platonischen Lehre von der Vorwegnehmbarkeit des Zustands, in dem die Denkseele »desinteressiert«, »mortifiziert« und »abgetrennt« wird.

Sl***
(Scheintod im Denken, S.103)