Trainingsvorsprung der Weltabgewandten

Die von Natur aus Weltabgewandten scheinen prädestiniert, von Visionen und Einfällen heimgesucht zu werden. Nicht selten sind es die weltverlorenen Menschen, die ihrer ferngerückten Mitwelt auf dem Umweg über ihr tonisches Innenleben viel zurückgegeben haben. Wer einer solchen Haltung zuneigt, bewegt sich in einem selbstverstärkenden Zirkel. Wenn sich der melancholicus in sein Inneres zurückzieht, ist er spontan disponiert, den Übergang vom existentiellen Abseitsstehen zum methodischen Abstandnehmen zu vollziehen. Er macht aus dem habituellen Schritt zur Seite den Theoriefördernden Schritt zurück. Er exerziert die Einklammerung seiner Lebensbezüge in natürlicher epoché. Hierdurch besitzt er einen Trainingsvorsprung bei den Haltungen, die den bios theoretikos und das vielgelobte Urteil sine ira et studio begünstigen.

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(Scheintod im Denken, S.85-6)