An die zehnte und letzte Stelle plaziere ich die Überwindung des Mythos von der Entrückung des Erkennenden in der jüngeren Wissenschaftsforschung. Der einschlägige Name ist hier der von Bruno Latour. Er ist zugleich der Urheber der theoriepolitisch subversiven Forderung nach der Re-Inklusion der Experten. Von nun an sollen diese nicht mehr als externe Botschafter aus der Welt der Ideen auftreten sind nicht länger die Abgesandten fremder ontologischer Mächte wie der Atome, der Sterne oder der platonischen Körper und dürfen sich nicht mehr auf die Mission berufen, in einer Gesellschaft von Ignoranten externes Wissen zu vertreten. Vielmehr haben sie sich künftig als Koproduzenten von Kenntnissen zu verstehen, die in den Wissengesellschaften elaboriert werden und diversen Parlamenten zirkulieren. Wie die Technik ist das wissenschaftliche Wissen als »Fortsetzung der sozialen Beziehungen mit anderen Mitteln« aufzufassen. Muß ich erklären, warum der zehnte Dolch dem schon daniederligenden Opfer besonders weh tut?
Sl***
(Scheintod im Denken, S.143)