Zehn Attentäter .3

An die dritte Stelle [nenne ich] die Unterwanderung des klassischen Apathie-Prinzips durch das parteinehmende Denken. (...) [Georg Lukács] kommt unter den Denkern des 20. Jahrhunderts insofern ein so herausragender wie problematischer Rang zu, als er nach seiner Konversion zum Marxismus das Prinzip »Klassenbewußtsein« zum Apriori aller moralisch vertretbaren geistigen Tätigkeiten zu erheben versuchte. Dabei trug er nicht nur das seine bei zum Beschuß der alteuropäischen Akademia durch die Kampfkategorie der »bürgerlichen Wissenschaft« mit deren Hilfe jede nicht-marxistische Form von Theoriebildung als Komplizin des »Bestehenden« diffamiert werden sollte, als Apologet von Lenins und Stalins exterministischer Politik beteiligte Lukács sich an der Verklärung der »revolutionären Gewalt« in der Sowjetunion — deren Opfer in Größenordnungen zwischen fünfundzwanzig und vierzig Millionen Menschenleben liegen.



Sl***
(Scheintod im Denken, S.137-8)