Erstreben und Haben

Das Seinsverhältnis als Seinserstrebnis aber, ερως, ist nicht nur das eigentlichste Streben (im Sinne des Er-strebens), von dem aus das Dasein des Menschen getragen wird, sondern als dieses zugleich das eigentliche Haben. Denn 1.: im Erstreben wird das Bestrebte nie wie ein Ding und dergleichen in Besitz genommen, sondern ungenommen als Bestrebtes erhalten. 2. Diese Erhaltung aber hält das Bestrebte auf das Strebende selbst zurück, damit es für dessen Verhalten zum Seienden Maß und Gesetz werde und so Existenz aus dem Grunde des Seienden im Ganzen ermögliche. Dadurch aber, in solchem Er-streben, hält der Mensch als ein Existierender sich selbst inmitten des Seienden, d.h. im Erstrebnis hat er das Seiende sowohl wie, in diesem, sich selbst, — so wie er überhaupt als Mensch etwas haben kann.

H***
(Vom Wesen der Wahrheit, S. 216-7)