Die Grenze

Die Fuge der Weile, die der Brauch, als die Einheit von Entstehen und Entgehen fügend, verfügt, ist das »Un« im Sinne des »Entgegen«, worin Entstehen und Entgehen den Übergang überstehen in der Weise der Zögerung der Weile. Der Übergang allerdings steht in der steten Möglichkeit, überzugehen in das Beharren in einen ständigen Aufenthalt. Insofern jedoch die Weile als solchen den Übergang übersteht, wehrt sie in solchem Überstehen dem Aufhören im Gehen als einem Entgehen. Indem sich die Weile der Fuge des »Un« fügt, verwindet sie das, dem das »Un« als Fuge des Übergangs wehrte, nämlich den »Aufenthalt« im Beharren eines Ständigen. Was in solcher Ständigkeit beharrend ansteht, ist Anwesendes, das sich in einem »Aufenthalt« als sein Gebiet und seine Grenzmark eingerückt hat. Unser Wort »Grenze« bedeutet eben das, was der positive Sinn von περας auch meint, der umschränkte Aufenthalt des für sich ständigen Beharrens und Bleibens. Die »Grenze« ist daher genau dasjenige, was die Weile verwindet, weil Übergang die Fuge ihres Wesens ist und nicht die »Mark«, nicht der Aufenthalt des Bleibens.

H***
Der Spruch des Anaximander, S. 233.