Das gedehnte Jetzt

Das Jett bekommt dadurch, daß ihm der Horizont nach der Vergangenheit und Zukunft verschlossen bleibt, gar nicht mehr die Möglichkeit, sich als das Frühere und als das Spätere zu zeigen. Das Jetzt hat keine Möglichkeit als die, das derzeitige Jetzt der Jetzt zu sein. Durch dieses Gedrängtwerden es Jetzt, im Jetzt zu sein, dehnt sich das Jetzt. Es werden nicht einzelne Jetztpunkte aneinandergehäuft, sondern in diesem, daß das Jetzt dat Jetzige wird und als das Jetzige sich ausgibt, dehnt sich das Jetzt selbst. Es gibt nicht mehrere Jetzt, sonder immer weniger, nur noch eines, ein gedehntes, das in dieser eigentümlichen Gedehntheit steht. Dieses Stehen des Jetzt und des Währens ist kein bloßes Stehengebliebensein, als würde nun nichts weiter mehr geschehen, als würde dieses gedehnte Jetzt gleichsam verlassen irgendwo herumstehen, sondern dieses gedehntes Jetzt steht in unser Dasein hinein.

H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 188).