Man pflegt immer als besonderes Charakteristikum zu nennen, daß die Neuzeit seit
Descartes nicht mehr von der Existenz Gottes und den Gottesbeweisen ausgeht, sondern vom Bewußtsein, vom Ich. Wir sehen daß in der Tat das Ich, das Bewußtsein, die Vernunft, die Person, der Geist im Zentrum der Problematik steht. Wenn wir diese Tatsache beachten und fragen, ob am Ende in dieser zentralen Stellung des Ich, des Selbstbewußtseins zum Ausdruck kommt, daß in der neuzeitlichen Philosophie das fragende Ich mit in Frage gestellt wird, dann müssen wir sagen: Es ist in der Tat so, aber in einer eigentümlichen Weise. Denn das Ich, das Bewußtsein, die Person wird so in die Metaphysik hineingenommen, daß
dieses Ich gerade nicht in Frage gestellt wird. Das bedeutet nicht ein einfaches Unterlassen des Infragestellens, sondern das Ich und das Bewußtsein wird gerade als das
sicherste und fragloseste Fundament dieser Metaphysik zugrundegelegt.
H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 84).