Primär etwas anderes

Das Tier meint und versteht nicht bei seinem Schrei. Das hat dazu geführt, daß man den Unterschied von stimmlicher Verlautbarung und bedeutungsbehaftetem Wort, wie der letztere Ausdruck besagt, aneinanderknüpft und sagt, der Mensch habe außer der stimmlichen Verlautbarung, mit dieser verbunden, noch eine Bedeutung, die er versteht. Damit ist das Problem von vornherein in einen verkehrten Zusammenhang gedrängt. Es verhält sich gerade umgekehrt. Unser Wesen ist von vornherein derart, daß es versteht und Verständlichkeit bildet. Weil unser Wesen so ist, deshalb können menschliche Verlautbarungen, die wir auch hervorbringen, eine Bedeutung haben. Die Bedeutung wächsts nicht den Lauten zu, sondern umgekehrt, aus schon gebildeten und sich bildenden Bedeutungen bildet sich erst die Prägung des Lautes. Der λογος ist zwar φωνη, aber nicht primär und dann etwas dazu, sondern umgekehrt, er ist primär etwas anderes und dabei auch... φωνη.

H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 444-5).