Umschwung

Sofern nun für die Griechen Sein beständige Anwesenheit besagt, wird die Seiendheit des Seienden (ουσια des ον) nur als das Wassein im Sinne der ιδεα bestimmbar. Es ergibt sich hieraus das für unser Denken völlig Befremdliche, daß für die Griechen die »Existenz« und die Wirklichkeit eines Seienden, als das, was wir doch gerade als das »Sein« des Seienden zu bezeichnen pflegen, gar nicht zur Seiendheit des Seienden gehört. Also muß sich seit den Griechen im Verlauf der abendländischen Geschichte ein Umschwung in der Auffassung des »Seins« vollzogen haben, dessen Tragweite wir immer noch nicht ahnen und ermessen, weil wir ganz gedankenlos nur in den Folgen dieses Umschwunges weitertaumeln.

H***
(Grundfragen der Philosophie, S. 70).