Verstehen von Sein immer schon da

Dieses zwiefache »los und ledig«, daß wir es weder auf das Sein absehen noch es gar begreifen, diese Ledigkeit von all dem hält uns gerade frei dafür, uns an das Begegnende zu verlieren. Aber dieses »los von der Hinsicht auf Sein« und »los vom Begriff des Seins« heißt nicht, das Sein werde jetzt überhaupt noch nicht verstanden. Ganz im Gegenteil, unser Verstehen des »ist« und »Sein« schwindet nicht dadurch, daß wir uns nicht damit befassen. Vielmehr umgekehrt liegt es: dieses Verstehen von Sein ist mit unserem Dasein immer schon da; nur deshalb können wir zuweilen oder oft die Hinsicht darauf nehmen und ein Seiendes eigens als ein seiendes uns vornehmen und zum Gegenstand machen.

H***
(Vom Wesen der Wahrheit, S. 208)