Wir haben keine Zeit, weil wir selbst nicht lassen können von dem Mittun bei allem, was gerade los ist. Am Ende ist dieses
Keine-Zeit-haben einen
größere Verlorenheit des Selbst als jenes sich Zeit lassende Zeitverschwenden. Vielleicht liegt in diesem Zeithaben eine weit größere Ausgeglichenheit und damit Sicherheit des Daseins — ein Bei-sich-selbst, das zum mindesten
ahnt, daß das Wesentliche im Dasein durch keine Betriebsamkeit und Hetze erzwungen werden kann, was freilich nicht ausschließt, sondern vielleicht gerade bedingt, daß wir uns gerade in dieser Situation, wo wir uns Zeit lassen, gleichwohl langweilen bei... Dieses Zeithaben und Keine-Zeit-haben ist wesentlich zweideutig. Das »Keine-Zeit-haben« das so aussieht wie der strengste Ernst, ist vielleicht die größte Verlorenheit an die Banalitäten des Daseins.
H***
(Die Grundbegriffe der Metaphysik, S. 195).