Denkstörung

Ich war wieder bey Hölderlin. Ich richtete viele Fragen an ihn, die ersten Worte, die er dann sprach, waren vernünftig, die andern fürchterlichen Unsinn.

Wa***

(Tagebuch am 24. Oktober 1822).

Verworrenheit

Wenn die Verworrenheit Ausdruck eines akuten Schubes ist, dann sind die Kranken auch zu keiner zusammenhängenden Tätigkeit fähig. Im Defektzustand dagegen benehmen sie sich trotzt ihres verworrenen Sprechens geordnet und führen Tätigkeiten, die man ihnen gibt, verständig aus. (...). Man muß das relativ verständige Handeln zu einer anderen Tatsache, die ebenfalls sehr wesentlich zur Kataphasie gehört, in Parallele setzen. Die Patienten können aus konkreten Sachverhalten heraus auch viel geordneter sprechen, als sie es in ihrer freien Rede tun. Wenn sie von Tagesereignissen etwas mitteilen, geschieht das oft in durchaus korrekter Form. Es scheint, daß das Denken noch einer genügenden Ordnung fähig ist, wenn es konkret durch die unmittelbare Erlebnisse des Alltags angeregt wird. Man hat hier sogar ein charakteristisches Merkmal der kataphasischen Denkstörung vor sich. Der gleiche Kranke, der eben geordnete Antworten gab, kann gleich darauf fortfahren, völlig verworren zu sprechen.

Le***

(Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre differenzierte Ätiologie, S. 101).

Konfabulationen

Bei der erregten Form der Kataphasie kann man Konfabulationen finden, die meist eine expansive Note haben. (...). Man braucht nicht daran zu denken, daß es sich um einer Überschneidung mit der Wahnbildung affektvoller Paraphrener handeln könnte. Man findet die Konfabulationen nur bei lebhaft-heiteren Kataphasikern, die gar nichts Gespanntes an sich haben. Sie entstehen wahrscheinlich dadurch, daß in dem erregten und verworrenen Denken Phantasien auftauchen, die mit einem heiteren bis ekstatischen Affekt festgehalten werden.

Le***

(Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre differenzierte Ätiologie, S. 104).

Ach, reden Sie mir nicht von Diotima. Das war ein Wesen! und wissen Sie, dreizehn Söhne hat sie mir geboren, der eine ist Kaiser von Russland, der andere König von Spanien, der dritte Sultan, der vierte Papst... (...). Wisset se, wie d'Schwoba saget: närret ist se worda, närret, närret, närret.

Hö***

(mündlich zu Johann Georg Vischer).

Grundstimmung

Die Affektivität erscheint, wenn man sich mit den Patienten über Gleichgültiges unterhaltet, zunächst gut erhalten. (...). Aber diese freie Haltung täuscht darüber hinweg, daß ihnen tiefere Gefühlsregungen fehlen. (...). Durch diese Gleichmütigkeit unterscheiden sich die Kataphasiker eindrucksvoll von den affektvollen Paraphrenen, bei denen man, auch wenn keine Gereiztheit besteht, doch eine gewisse affektive Gespanntheit erkennt. Die heitere Grundstimmung ist nicht in allen Fällen zu finden, auch ein mehr mißmutiges Verhalten kommt vor. Die Flachheit ist auch dann vorhanden. Überdies gilt die freundlich-zufriedene Zuwendung nur für die mehr erregten Formen von Kataphasie.

Le***

(Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre differenzierte Ätiologie, S. 103).

Krankheitsbild

Bei der erregten Form der Kataphasie wird das Bild von einem verworrenen Rededrang beherrscht. (...). Es ist, alsob sie eine fremde Sprache sprächen. Es tauchen immer wieder neue Worte und Begriffe auf, bei denen man den Zusammenhang untereinander und den Zusammenhang mit dem, was vorher gesprochen wurde, nicht erkennt. Regelmäßig ist dabei auch die grammatische Ordnung zerstört. (...).

Von der schwersten Form erregter Kataphasie gibt es alle Übergänge zu leichten und beginnenden Veränderungen. Je nach Grad der Störung kann man kürzere oder längere Gespräche geordnet führen, ehe unlogische Wendungen auftreten. Manchmal deutet sich die Störung im einfachen Gespräch überhaupt nur da und dort in etwas ungewöhnlichen Ausdrucksweisen an. (...). Die Antworten zeigen ferner häufig, daß die intellektuelle Leistung an sich richtig in Gang kam, d.h. man erkennt aus den Antworten, daß die Lösung innerlich vorschwebte, aber es finden sich doch gleichzeitig Entgleisungen in eine falsche Richtung. Manchmal hat man hier auch wirklich den Eindruck, daß das Denken erst in der sprachlichen Formulierung entgleist sei.

Le***

(Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre differenzierte Ätiologie, S. 100-101).

Gelehrtenstreit

Bei Gelegenheit der Jacobi Rechnung
schreib ich Ihnen mit Vergnügen das
Ihr Herr Bruder recht wohl ist. Die-
sen Sommer ist Er aber nicht mehr
so früh wie sonst aufgestanden,
gewönlich wird es ½ 5. Uhr wo Er
erst aufsteht, Er geht aber schon um
halb 8 Uhr zu bette, auser der Essens
zeit, und Nachmitags wenn er Kafe
Trink, sizt Er gar nicht, sondern
geht den ganzen Tag auf und ab,
während Er wein Trenkt lauft Er
herum, an heißen Tagen geht
Er im Hauß Öhrn auf und ab, sonst
gewönlich auser dem Hauße.
Er wird jezt beinahe 60 Jahr alt /
Sein, ist aber noch immer ein
Kräftiger Mann, auch lebt
Er jezt ruhig und vergnügt,
höchst selten zeigt Er unzufriedenheit
und diese komt nur wenn Er in
Seiner Einbildung mit Gelehrten
Streittet.

Zi***

("... die Winter Tage bringt Er meistens am Forte Piano zu...", S. 49-50).

Gehirnerweichung

20. Januar. Trotz 3,0 Amylenhydrat nicht geschlafen. In das W.Z. verlegt.
21. Januar. Trotz 2,0 Chloral fortwärend gelärmt, mußte schließlich isoliert werden. - Äußerte gelegentlich sein Vater habe "auch an Gehirnerweichung gelitten".
(...)
24. März. Weiße Haare finden sich im Schnurrbart des Kranken nur rechts.
26. März. Verlangt oft mitten am Tage zu Bett. Geht viel singend und stampfend umher.
27. März. "Meine Frau Cosima Wagner hat mich hierher gebracht."
(...)
17. April. "Man hat nachts gegen mich geflucht; man hat die schrecklichsten Maschinerien gegen mich angewandt."
(...)
25. April. Muß nachts stets isoliert werden.
27. April. Oft Zornausbrüche.
29. April. Liest ab und zu und behält was er liest.

Po***

(Nietzsches Zusammenbruch, S. 122-123).

Anker

Wirf deinen Anker
nicht nach der Tiefe
des Erdenschlammes,
sondern nach der Höhe
des Himmelblaues
und dein Schifflein
wird glücklich landen
im Sturm

Ho***

(Eintrag in das Poesiealbum der Elisabeth Siegling, Frankenhain d. 1. August 1915).

Krankheitserscheinungen

10. November 1912. Pat. hatte den Wunsch geäußert, 3 Werke von Kant zu erhalten, hatte auf Aufforderung die Titel auch niedergeschrieben und sie nach einigen Tagen erhalten. Jetzt erklärt er, daß die Werke ihm von Dr. N. aufgedrängt worden seien, er habe sich die Sachen geben lassen, weil Dr. N. immer wieder davon zu sprechen angefangen habe (...).

St***

(all meine pfade rangen mit der nacht, S. 137).

Krankheitsbewußtsein

14. August. Wieder sehr lärmend. Motiviert sein Lärmen mit Kopfschmerzen.
16. August. Schlug ganz plötzlich einige Scheiben ein. Behauptet hinter dem Fensterscheiben einen Flintenlauf gesehen zu haben.
17. August. Quecksilbereinreibungen ausgesetzt.
27. August. Verliert Taschentücher etc. oft. Als heute sein Notizbuch verloren, äußert er: Das hat sich auf eigene Faust in Pension gegeben.
1. September. Gewicht 124 Pfund (+1).
4. September. Apperzipiert noch ganz scharf. Ab und zu deutliches Krankheitsbewußtsein.
5. September. Bittet um neuere Literatur oder Zeitungen. Behauptet, bis zum 17. Jahr an epileptischen Zuständen ohne Bewußtseinsverlust gelitten zu haben.
6. September. Gibt als Datum den 7. Dezember an.
7. September. Bettet sich fast stets neben das Bett auf den Boden.
9. September. Behauptet heute in Turin zu sein. Sonst weiß er nicht, wo er ist.

Po***

(Nietzsches Zusammenbruch, S. 126).

Tief lags, Vater, und lang /

An dem Rebenhügel, ergoß die Klage
Sulamiths sich; Wehmuth, über dem Graun
Des Tempels in Trümmern, der Stadt
In der Hülle des Entsetzens!

Kl*

(Aganippe und Phiala, Oden (1771), S. 179).

An Schläfen Sausen einst

Und es starben
Noch andere viel. Am Kithäron aber lag
Elevtherä, der Mnemosyne Stadt.

Hö***

(Mnemosyne)

Der Ort der Entscheidung

Weil die Stadt der Ort der Entscheidung über ungleiche Schicksalslose ist, kann hier die Frage nach dem Unterschied der Glücklichen und der Unglücklichen zuerst laut werden. Was sind die Menschen ihrem Wesen nach? Sind sie arme oder reiche Subjekte? Lastträger oder Lieblinge der Götter? Die Menschen offenbaren sich jetzt selbst in ihren Antworten, die sie sich auf diese Fragen geben. Sein ist Antworten, Antworten ist Sein. Unter dem Standrecht der Antworten scheiden sich die Geister und Schiksale. Eine unreduzierbare Verschiedenheit trennt die Sterblichen auf engstem Raum voneinander.

Sl***

(Essai sur la vie des artistes - Versuch über das Leben der Künstler. Text für Sigmar Polke).

Turm und Haus

Das weite Tal ist in der Welt gedehnet
Und Turm und Haus an Hügeln angelehnet.

Hö***

(Der Frühling).


Und was du hast, ist /

Der Fels ist zu Waide gut,
Das Trokne zu Trank.
Das Nasse aber zu Speise.
Will einer wohnen,
So sei es an Treppen,
Und wo ein Häuslein hinabhängt
Am Wasser halte dich auf.
Und was du hast, ist
Athem zu hohlen.

Hö***

(Der Adler)

Von der Gesundheit der Gelehrten

Die eingeschlossene Luft, so die Leute, die bloß mit ihren Büchern leben, beständig einziehen, ist die fünfte Ursache, auf welche man gemeiniglich nicht genug aufmerksam ist, und welche sehr viel beyträgt, ihre Uebel zu vergrössern. Eine reine, freye Landluft erfrischet, stärket, erleichtert das Athemholen und die Ausdünstung, und belebet die ganze Maschine: es ist wohl niemand, der dieses nicht an sich selbst erfahren habe, woraus man schließen kann, wie sehr eine solche Luft den Gelehrten nützlich seyn würde. An statt aber sie zu genießen, so leben sie im Gegentheile fast beständig in einer Luft, welche, weil sie selten erneuert wird, dick, dunstig, ohne Elasticität ist, welche erhitzet, an statt zu ermuntern, welche schlapp macht, an statt zu stärken, der Ausdünstung schadet, an statt sie zu befördern, und dadurch die üblen Wirkungen aller andern Ursachen, welche den Gelehrten schaden, vermehret.

Ti***

(Von der Gesundheit der Gelehrten, und anderer Leute, die bey ihren Geschäfften wenige Bewegung machen, S. 68-69).

Tübinger Stift

Man hat nur das Wort "Tübinger Stift" auszusprechen, um zu begreifen was die deutsche Philosophie im Grunde ist: nichts als eine hinterlistige Theologie.

Ni***

(Der Antichrist).


Bier

Die Deutschen langweilen sich jetzt am Geiste, die Deutschen mißtrauen jetzt dem Geiste, die Politik verschlingt allen Ernst vor wirklich geistige Dinge... - Wieviel verdrießliche Schwere, Lahmheit, Feuchtigkeit, Schlafrock, wieviel Bier ist in der deutschen Intelligenz.

Die Deutschen haben, als auf der Brücke zwischen zwei décadence-Jahrhunderten eine force majeure von Genie und Wille sichtbar wurde, stark genug, aus Europa eine Einheit, eine politische und wirtschaftliche Einheit, zum Zweck der Erdregierung zu schaffen, mit ihren Freiheitskriegen Europa um den Sinn, um das Wunder von Sinn in der Existenz Napoleons gebracht, - sie haben damit alles, was kam, was heute da ist, auf dem Gewissen, diese kulturwidrigste Krankheit und Unvernunft, die es gibt, den Nationalismus, diese névrose nationale, an der Europa krank ist, diese Verewigung der Kleinstaaterei Europas, der kleinen Politik: sie haben Europa selbst um seinen Sinn, um seinen Vernunft - sie haben es in eine Sackgasse gebracht.

Ni***

Die Republik der Gelehrten

Ich sage ihnen: hier habe ich a priori die Nothwendigkeit deducirt, noch andere vernünftige Wesen unsers gleichen anzunehmen. Sie antworten mir: "Da haben Sie ja a priori die Nothwendigkeit deducirt, noch andere vernünftige Wesen unsers gleichen anzunehmen; bedenken Sie nur! ha ha ha!" Ich sage ihnen: hier habe ich Luft und Licht a priori deducirt. Sie antworten mir: "Luft und Licht a priori; bedenken Sie nur! ha ha ha! - ha ha ha! - ha ha ha! Nun so lachen Sie doch mit! ha ha ha! - ha ha ha! - ha ha ha! Luft und Licht a priori: tarte à la crème ha ha ha! (...).

Ich sehe mich betroffen um. Wohin habe ich mich verirrt? Ich glaubte in die Republik der Gelehrten zu treten. Bin ich denn in ein Tollhaus gerathen.

Fi***

(Annalen des philosophischen Tons, in Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten, V, 1, S. 88-89).

Der Tag des Jahrs

Der Winter

Wenn sich der Tag des Jahrs hinabgeneiget
Und rings das Feld mit den Gebirgen schweiget,
So glänzt das Blau des Himmels an den Tagen,
Die wie Gestirn in heitrer Höhe ragen.

Der Wechsel und die Pracht ist minder umgebreitet,
Dort, wo ein Strom hinab mit Eile gleitet,
Der Ruhe Geist ist aber in den Stunden
Der prächtigen Natur mit Tiefigkeit verbunden.

d. 24
Januar
1743
mit Unterthänigkeit
Scardanelli.

Die Stille

Was ist Stille? Sie ist keineswegs nur das Lautlose. Darin verharrt lediglich das Reglose des Tönens und des Lautens. Aber das Reglose ist weder nur auf das Ver-lauten beschränkt als dessen Aufhebung, noch ist das Reglose selber schon das eigentlich Ruhende. Das Reglose bleibt stets gleichsam nur die Rückseite des Ruhenden. Das Reglose beruht selbst noch auf der Ruhe. Die Ruhe aber hat ihr Wesen darin, daß sie stillt.

He***

(Unterwegs zur Sprache, S. 29).

Das Sprechen der Sprache

Man kennt das Sprechen als die gegliederte Verlautbarung des Gedankens mittels der Sprechwerkzeuge. Allein Sprechen ist zugleich Hören. Nach der Gewohnheit werden Sprechen und Hören einander entgegengesetzt. Der eine spricht, der andere hört. Aber das Hören begleitet und umgibt nicht nur das Sprechen, wie solches im Gespräch stattfindet. Das Zugleich von Hören und Sprechen meint mehr. Das Sprechen ist von sich aus ein Hören. Es ist das Hören auf die Sprache, die wir sprechen. So ist denn das Sprechen nicht zugleich, sondern zuvor ein Hören. Dieses Hören auf die Sprache geht auch allem sonst vorkommenden Hören in der unscheinbarsten Weise vorauf. Wir sprechen nicht nur die Sprache, wir sprechen aus ihr. Dies vermögen wir einzig dadurch, daß wir je schon auf die Sprache gehört haben. Was hören wir da? Wir hören das Sprechen der Sprache.

He***

(Unterwegs zur Sprache, S. 254).

Beweis

Wie, wenn ein Beweis so ungeheuer lang wäre, daß man ihn unmöglich übersehen könnte?

Wi***

(Bemerkungen über die Grundlagen der Mathematik, II,10).

Allen Städten geselle dich

Untreue der Weisheit

O Kind, dem an des pontischen Wilds Haut
Des felsenliebenden am meisten das Gemüth
Hängt, allen Städten geselle dich,
Das Gegenwärtige lobend,
Gutwillig,
Und anderes denk in anderer Zeit.

Hö***

(Untreue der Weisheit, Z. 1-6).

Ω, τεκνον, ποντιου θηροσ πετραιου,
χρωτι μαλιστα νοον προσφερων, πα-
σαισ πολιεσσιν ομιλει, τωι παρεοντι
δ'επαινησαισ εκων, αλλοτε αλλοιο
φρονει

Πι***

(Fragmenta apud Plut.)

Kooperationsbereitschaft

Doch Kooperation ist immer mit Konflikt verbunden. Nur wo es Kooperation gibt, kann es Konflikt und Betrug geben, und wo es Konflikt und Betrug gibt, muss es Kooperation geben, denn ohne Kooperationsbereitschaft kann man niemanden betrügen.

Mü***

(MSC. Maximal Stress Cooperation. Die Antriebskraft der Kulturen, S. 27).

Als wenn ein Tag sich Tagen unterscheidet

Der Mensch

Wenn aus sich lebt der Mensch und wenn sein Rest sich zeiget,
So ist's, als wenn ein Tag sich Tagen unterscheidet,
Daß ausgezeichnet sich der Mensch zum Reste neiget,
Von der Natur getrennt und unbeneidet.

Als wie allein ist er im andern weiten Leben,
Wo rings der Frühling grünt, der Sommer freundlich weilet,
Bis daß das Jahr im Herbst hinunter eilet,
Und immerdar die Wolken uns umschweben.

mit Unterthänigkeit
Scardanelli.
d. 28ten Juli
1842.

Es gehört unter die Grundtriebe...

Es gehört unter die Grundtriebe des Menschen, vernünftige Wesen, seines gleichen ausser sich annehmen zu dürfen; diese kann er nur unter der Bedingung annehmen, daß er mit ihnen nach der oben bestimmten Bedeutung des Wortes in Gesellschaft tritt. — Der gesellschaftliche Trieb gehört demnach unter die Grundtriebe des Menschen. Der Mensch ist b e s t i m m t, in der Gesellschaft zu leben; er s o l l in der Gesellschaft leben; er ist kein ganzer vollendeter Mensch und widerspricht sich selbst, wenn er isolirt lebt.

Fi***

(Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, S. 32)

Aussicht

Ich aber bin allein.

Hö***

(Die Titanen, GSA 2,1, S. 217)

Vernünftige Wesen seines Gleichen ausser sich anzunehmen

... wie kommt der Mensch dazu, vernünftige Wesen seines Gleichen ausser sich anzunehmen, und anzuerkennen, da doch dergleichen Wesen in seinem reinen Selbstbewusstsein gar nicht gegeben sind?

(...)

Die Erfahrung lehrt nur das, daß die Vorstellung von vernünftigen Wesen ausser uns in unserem empirischen Bewusstsein enthalten sey; und darüber ist kein Streit, und kein Egoist hat es noch geläugnet. Die Frage ist: ob dieser Vorstellung etwas ausser derselben entspreche; ob es unabhängig von unserer Vorstellung und wenn wir es uns auch nicht vorstellten - vernünftige Wesen ausser uns gebe; und hierüber kann die Erfahrung nichts lehren, so gewiß als sie Erfahrung, d.i. das System unserer Vorstellungen ist.

Die Erfahrung kann höchstens lehren, daß Wirkungen gegeben sind, die den Wirkungen vernünftiger Ursachen ähnlich sind, aber nimmermehr kann sie lehren, daß die Ursachen derselben als vernünftige Wesen an sich wirklich vorhanden seyen; denn ein Wesen an sich selbst ist kein Gegenstand der Erfahrung.

Fi***

(Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, S. 25-27).