»Gegenständlichkeit« ist selbst kein Gegenstand

Nach Kant ist Sein immer Seiendheit im Sinne der Gegenständlichkeit des Gegenstandes. Aber »Gegenständlichkeit« ist selbst kein Gegenstand und als das Ungegenständliche auch nur eine Wesensfolge des Seyns, so daß dieses von solcher Folge her niemals in seinen Grund-charakter er-dacht werden kann. Die »Metaphysik« vermag nie sich selbst zu überwinden — sie verlangt als erste Geschichte des ersten Anfangs des Seyns einen anderen Anfang, der sie zugleich in ihre geschichtliche Wahrheit einsetzt.

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(Besinnung, S. 89)

Die »Endlichkeit« des Seyns

Die »Endlichkeit« des Seyns meint jedoch etwas völlig anderes: die Ab-gründigkeit des Inzwischen, zu dem das Nichthafte keineswegs als Mangel und Grenze gehört, sondern als Auszeichnung; die »Endlichkeit« des Seyns ist, wenn überhaupt als Absetzung gegen anderes gedacht, nicht auf die Unendlichkeit des Seins bezogen, sondern auf die Unendlichkeit und d.h. Unbedingtheit des Seienden; dies aber will sagen: auf den Vorrang des Seienden vor dem Sein, dergestalt, daß dieses zu einem Nachtrag herabfällt. »Endlichkeit« des Seyns ist bereits ein überfüllter Ausdruck, der in sehr mißverständlicher Weise die Besinnung darauf lenken sollte, nicht eine »Abhängigkeit« des Seyns vom Seienden zu meinen und schon gar nicht einen Beschränktheit des Vorstellens des Seins, sondern die Einzigkeit der Abgründigkeit des Seyns als Ereignis.

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(Besinnung, S. 88)

Das Wort

Das Wort als solches gehört im Wesen zum Austrag und ist nur als dem Er-eignis gehöriges zu wissen.

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(Besinnung, S. 86)

Inständigkeit im Da-sein

Dieses Fragen ist in sich schon vom Seyn ereignet, will sagen: vollziehbar ist es nur aus der Inständigkeit im Da-sein.

Mit solcher Inständigkeit ist schon die Entscheidung gefallen, daß der Mensch nicht mehr zuständlich auf sich zu — als das zuständige Subjektum — das Sein denkt, im Sinne eines nachträglichen allgemeinen Zubehörs zum Seienden (als die Seiendheit), wobei «denken» ist das Vorstellen im Allgemeinen. Inständlich »denkt« der Mensch da-seinshaft im entwerfenden Ein-sprung in die Lichtung selbst; das Seyn vor aller und außer jeder Zuordnung zum schon ausgelegten »Seienden«.

H***
(Besinnung, S. 85)

Das Er-fragen des Seyns

Das Er-fragen des Seyns kommt nie — abgesetzt zuvor vom Seyn und es gleichsam erst überfallend — über dieses, sondern ist selbst zuvor ein nur sich vergessendes und dem Seienden dienstbares, im Grunde vom Seyn er-eignetes Bedenken der Seiendheit des Seienden.

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(Besinnung, S. 84)
Die Metaphysik bereitet ihre Vollendung vor in der Gestalt der absoluten Logik.

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(Besinnung, S. 79)

Der fragende Aufenthalt im Fragwürdigen

Weil wir jedoch aus langer Gewöhnung nur so «denken», daß wir entweder auf Ergebnisse lauern, um in der Berufung auf sie auszuruhen, oder aber vorgefaßte Überzeugungen anrufen, um mit ihrer Hilfe alles zu erklären und eine allseitige Befriedigung zu erzielen, deshalb muß uns der fragende Aufenthalt im Fragwürdigen befremdlich erscheinen.

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(Besinnung, S. 78)

Denkerische Aus-einander-setzung

Mann kann z.B. Kants Philosophie (worin besteht sie?) für unrichtig halten (und was heißt das?). Man kann daraus und aus dem Nachweis ihrer Unrichtigkeit eine Berufs- und Lebensarbeit machen. Nur ist das kein Philosophieren, kein Erfragen des Wesens des Seins. Wo dieses wesensgerecht vollzogen wird, erscheint Kants Denken überhaupt nicht als »Gegenstand«, sondern als Mitfragendes und Vor-fragenden derselben Frage. Daher steht nicht zur Erörterung, ob Kant etwas richtig oder falsch gemacht habe, sondern ob wir die Wahrheit seines Denkens nachzudenken, d.h. ursprünglicher (nicht richtiger) mitzudenken vermögen. Denkerische Aus-einander-setzung ist fragende Aufschließung in die Zuweisung zur Fragwürdigkeit des Seins.

H***
(Besinnung, S. 76)

»Werke«

Die stärkeren Beachtung der »Werke« kann für sich einen größeren Ernst in Anspruch nehmen als ihn das äußerliche historische hin und her fahrende Vergleichen aller Standpunkte min allen aufbringen könnte. Die Zuflucht zu den Werken verbürgt noch nicht eine klare und gefestigte Haltung, die eine geschichtliche Aus-einandersetzung zu tragen vermöchte.

H***
(Besinnung, S. 71)

Der Ur-sprung des Seyns

Der Ur-sprung des Seyns ist die Er-eignung seiner Wahrheit und die mit ihr sich öffnende, aber noch unentschiedene Entscheidung zur Gründung dieser Wahrheit oder gegen sie oder ohen sie. Die Versäumnis der Gründung ist das notwendige Geschick des ersten Anfangs.

H***
(Besinnung, S. 67)

Der »Wille« ist des Seyns

Der »Wille« »des« Seyns macht das Seyn nicht aus einer eigenständigen Anstrengung zu einem »Gegenstand« des Strebens, es vorstellungsmäßig und erklärungssüchtig zu fassen und als einen Besitz wegzustellen. Der »Wille« ist des Seyns, von diesem selbst in sein Wesen ereignet. Der »Wille« ist nicht eigenmächtige Eigensucht und Anstrengung; »Wille« meint hier die Leidenschaft, die in ihrer Bestimmung ausharrende Grundstimmung des Er-leidens der Not des Ab-grundes.

H***
(Besinnung, S. 63-4)

Erschütterung der Machenschaft

Für das Denken, auf dessen Vollzug die Besinnung zufragen muß, ist nicht wesentlich, ob ihm eine Feststellung über bisher Unbekanntes glückt, nicht wesentlich, ob Etwas dem »Leben« Dienliches ausgemacht wird, nicht wesentlich, ob sich eine widerspruchslose Erklärbarkeit von Allem Seienden erzielen läßt, nicht wesentlich, ob ein Gefüge von Richtlinien des Sichzurechtfindens und Wertens errichtet werden kann, sonder einzig, ob das Seyn selbst sich in seine Wahrheit er-eignet und so als das Er-eignis den Ab-grund in das Seiende wirft und alle Machenschaft, das Widerspiel des ersten Anfangs, erschüttert.

H***
(Besinnung, S. 62-3)

Philosophie ist Gründung.

Die Besinnung der Philosophie auf sich selbst stellt sie in ihr Wesen, leistet ihr keine Ausflucht in ein Beiläufiges und Nachtragbares. Besinnung ist die Nötigung in das Notwendige, das Seyn zu gründen.

Philosophie ist Gründung.

H***
(Besinnung, S. 59-60)