Die gähnende Leere

Wir suchen überall die Kindheit und finden nur überall diese berühmte gähnende Leere, dachte ich, wir glauben, wenn wir in ein Haus hineingehen, in welchem wir so glückliche Kindheitsstunden oder sogar -tage verbracht haben, wir schauen in diese Kindheit hinein, aber wir schauen nur in diese berühmt-berüchtigte gähnende Leere hinein, dachte ich.

Und dieser entsetzlichen Konfrontation mit dieser berühmt-berüchtigten gähnenden Leere werde ich mich nicht mehr aussetzen, dachte ich. (...) Überhaupt siehst du, wenn du dich umdrehst, nurmehr noch die gähnende Leere, dachte ich, nicht nur, was die Kindheit betrifft, gleich was es ist, wenn es vergangen ist, ist es nurmehr noch die gähnende Leere, sagte ich mir. Deshalb ist es gut, wenn du dich überhaupt nicht mehr umdrehst, du darfst dich, schon aus Selbstschonungsgrund, nicht mehr umdrehen, das sollst du wissen, dachte ich jetzt.

Be***

(Auslöschung, S. 599-600).

Ein philiströser philosophischer Schrebergärtner

(...) auf den Biedermann Goethe, den Insekten- und Aphorismensammler mit seinem philosophischen Vogerlsalat (...). Auf Goethe, den philosophischen Kleinbürger, auf Goethe, den Lebensopportunisten, von welchem Maria immer gesagt hat, daß er die Welt nicht auf den Kopf gestellt, sondern den Kopf in den deutschen Schrebergarten gesteckt hat. Auf Goethe, den Geistesnummerierer, den Sterndeuter, den philosophischen Daumenlutscher der Deutschen, der ihre Seelenmarmelade abgefüllt hat in ihre Haushaltsgläser für alle Fälle und alle Zwecke. Auf Goethe, der den Deutschen die Binsenwahrheiten gebündelt und als allerhöchstes Geistesgut durch Cotta hat verkaufen und durch die Oberlehrer in ihre Ohren hat schmieren lassen, bis zur endgültigen Verstopfung. Auf Goethe, der den deutschen Geist mehr oder weniger für Jahrhunderte verraten und auf das Mittelmaß der Deutschen gestutzt hat (...). Auf Goethe, den philosophischen Rattenfänger (...), der Gebrauchsdeutsche (...), sie, die Deutschen, nehmen Goethe ein wie ein Medizin und glauben an ihre Wirkung, an ihre Heilkraft, Goethe ist im Grunde nichts anderes als der Heilpraktiker der Deutschen (...), der erste deutsche Geisteshomöopath (...). Aber Goethe ist ein Scharlatan (...), wie die Heilpraktiker Scharlatane sind und die goethische Dichtung und Philosophie ist die größte Scharlatanerie der Deutschen. (...) seien sie vor Goethe auf der Hut. Allen verdirbt er den Magen, sagte ich, nur den Deutschen nicht, sie glauben an Goethe wie an ein Weltwunder. Dabei ist dieses Weltwunder nur ein philiströser philosophischer Schrebergärtner. (...). In nichts hat Goethe das Höchste geleistet, in allem nur das Mittelmaß zustande gebracht.

Hölderlin ist der große Lyriker, Musil der große Prosaschreiber und Kleist der große Dramatiker. Goethe ist es dreimal nicht.

Be***

(Auslöschung, S. 575-577).

Gemütlichkeit

Diese Leute geben sich fortwährend als die Gemütlichkeit selbst, als Weinkenner, als der Witzkumpan (...), aber im Grunde sind sie alles andere als gemütlich, den sie fordern die Gemütlichkeit um jeden Preis und sind unerbittlich, wenn man sich ihrer Gemütlichkeit verweigert, dann schlägt alles in Ihnen in Haß um.

Be***

(Auslöschung, S. 481).

Die Dicken und die Dünnen

(...) die Magerkeit (...) wird in diesen stumpfsinnigen Gegenden als Anzeichen für Krankheit und Gefährlichkeit genommen, sie wird gescheut, weil sie den Teufel so ähnlich ist, das Asketische ist für diese Leute das Abßtosende, der dicke Mensch ist ihnen der ideale, der sie beruhigt, und auf Beruhiging legten die in Südwestdeutschland, also besonders in Baden, sowie alle Deutschen, den größten Wert. Den Dicken vertrauen sie, die Dicken machen sie zu ihren Leitbilder, gegen die Dünnen sind sie immer schon mißtrauisch gewesen.

Be***

(Auslöschung, S. 480).

Die gedruckte Welt ist die Tatsächliche

Die Zeitungsredakteure sind nichts anderes als Schmutzfinken, sagte ich. Gleich darauf aber: die uns den eigenen Schmutz ins Gesicht werfen. Im Grunde ist die Welt, die uns die Zeitungsschmutzfinken vorzeigen in ihren Zeitungen, die eigentliche, sagte ich. Die gedruckte Welt ist die Tatsächliche, sagte ich. Die in den Zeitungen abgedruckte Schmutzwelt ist die unsrige. Wieder sagte ich, das Gedruckte ist das Tatsächliche und das Tatsächliche nurmehr noch ein vermeintes Tatsächliches.

Be***

(Auslöschung, S. 478).

Hochmut

Denn machen wir uns nichts vor, dachte ich, die sogenannten Dummen, die sozusagen von uns geringer Geschätzten, sind die Rücksichtslosesten, es kümmert sie nicht, was wir fühlen, wenn sie uns nur stören und zerstören und schließlich vernichten können. Der Hochmut ist durchaus ein geeignetes Mittel, mit der gegen uns eingestellten Umwelt fertig zu werden, diesen Hochmut fürchtet sie und respektiert sie, ist es auch nur ein vorgetäuschter wie der meinige, wie ich dachte. Wir schieben den Hochmut vor, um uns behaupten zu können, das ist die Wahrheit, ich bin hochmütig, um überleben zu können, das ist konsequent gesagt. Freilich wissen wir bald nicht mehr, ist unser Hochmut ein vorgetäuschter, oder ein tatsächlicher, aber es ist nicht notwendig, sind andauernd diese Frage zu stellen, das würde uns ja auch verrückt und schließlich wahnsinnig machen.

Be***

(Auslöschung, S. 436).

Von den Maschinen und den Büros

Der Proletarier ist der Industriemensch, den es vor der Industrialisierung nicht gegeben hat und der Sklave der Maschine, der welcher von der Maschine erniedrigt wird ununterbrochen und sich gegen diese Erniedrigung nicht wehren kann, der von der Maschine gemein gemacht wird, während der einfache Mensch, wie ich ihn verstehe, sich niemals zum Sklaven der Maschine gemacht hat, sich von ihr nicht erniedrigen und also auch nicht zerstören und vernichten hat lassen, dachte ich. Der Kleinbürger und der Proletarier sind erbarmungswürdige, aber unerträgliche Produkte des Maschinenzeitalters und wir erschrecken, wenn wir sie vor uns haben, weil wir denken müssen, was die Maschinen und die Büros aus ihnen gemacht haben. Von den Maschinen und den Büros ist ein Großteil, ist der größte Teil der Menschen zerstört und vernichtet worden, dachte ich (...).

Be***

(Auslöschung, S. 380).

Denken heißt scheitern

Wir müssen uns das Denken erlauben, uns getrauen auch auf die Gefahr hin, daß wir schon bald scheitern, weil es uns plötzlich unmöglich ist, unsere Gedanken zu ordnen, weil wir, wenn wir denken, immer alle Gedanken, die es gibt, die möglich sind, in Betracht zu ziehen haben, scheitern wir immer naturgemäß; wir sind ja im Grunde immer gescheitert und alle andern auch, sie mögen geheißen haben, wie immer, sie mögen die allergrößten Geister gewesen sein, auf einmal, an irgendeinem Punkte, scheiterten sie und ihr System ist zusammengebrochen, wie ihre Schriften beweisen, die wir bewundern, weil sie die weiteste in das Scheitern vorangetriebenen sind. Denken heißt scheitern, dachte ich.

Be***

(Auslöschung, S. 370-371).

Zeitgemäß und Unzeitgemäß

Nicht weil sie die Mehrheit ist, ist sie zeitgemäß, dachte ich, wie geglaubt und aus diesem Glauben gehandelt wird, sehr oft zum Nachteil ihrer Zeit, auch eine oder die Minderheit kann zeitgemäß sein und sehr oft viel zeitgemäßer als die Mehrheit und ist es fast immer, auch ein Einzelner kann zeitgemäßer als die Mehrheit sein und im Grunde ist er sehr oft der Zeitgemäßeste. Die Mehrheit hat immer nur Unglück gebracht, dachte ich, auch heute verdanken wir unser Unglück, wenn es ein solches ist, der Mehrheit. Die Minderheit oder auch nur der Einzelne werden ja gerade deshalb von der Mehrheit erdrückt, weil sie viel zeitgemäßer sind als die Mehrheit, weil sie viel zeitgemäßer handeln als die Mehrheit. Die zeitgemäßen Gedanken sind immer unzeitgemäß, dachte ich. Die zeitgemäßen Gedanken sind ihrer Zeit immer voraus, wenn sie tatsächlich zeitgemäßen Gedanken sind, dachte ich. Das Zeitgemäße ist also tatsächlich immer das Unzeitgemäße (...).

Be***

(Auslöschung, S. 368-369).

Entwicklung

Wir leben immer in dem Irrtum, daß sich, so wie wir uns entwickelt haben, gleich wohin, die andern auch entwickeln, aber das ist ein Irrtum, die meisten sind stehengeblieben und haben sich überhaupt nicht entwickelt, weder in die eine, noch in die andere Richtung, sie sind nicht besser und nicht schlechter, sie sind nur alt geworden und dadurch in höchstem Maße uninteressant. Wir glauben, wir werden überrascht sein von der Entwicklung eines lange nicht gesehenen Menschen, aber wir sind, wenn wir ihn wiedersehen, doch nur überrascht darüber, daß er sich überhaupt nicht entwickelt hat, (...). Wir glauben, wir werden über vieles sprechen können mit dem einen und mit dem anderen und stellen fest, daß wir gar nichts sprechen können.

Be***

(Auslöschung, S. 344).

Menschenbeobachtung

Das Betrachten oder Beobachten, wenn der Betrachtete oder Beobachte nicht weiß, daß er betrachtet oder beobachtet wird, ist eines der größten Vergnügen. Es ist allerdings, wie ich dachte, eine völlig unerlaubte Kunst, der wir uns aber nicht entziehen können, wenn wir auf ihren Geschmack gekommen sind.

Be***

(Auslöschung, S. 325).

Genauso abstoßend

Wenn sie mich sehen, wird ihnen übel, er sagt Guten Morgen und sie empfinden es als pervers, wie er Guten Abend sagt, Gute Nacht, sagte ich mir jetzt. Wie er sich anzieht, empfinden sie genauso abstoßend, seine Kleider, seine Hüte, seine Schuhe, was er redet, was er denkt, was er tut oder nicht tut. Sie verachten ihn, wie er sie verachtet, sie hassen ihn, wie er sie haßt.

Be***

(Auslöschung, S. 306).

Übel

Alle diese Leute hassen, was ich liebe, verachten was ich achte, mögen, was ich nicht mag. Selbst ihre Luft empfinde ich nurmehr noch als eine ekelhafte. (...). Sie verstehen dich nicht, sie verstehen gar nichts, sie verstehen überhaupt nichts, sagte ich mir. (...). Auf perverse Art sagen sie Guten Morgen, ebenso pervers Guten Abend, Gute Nacht. Denkst du an die Deinigen, wird dir übel, denkst du an die anderen, wird dir genause übel.

Be***

(Auslöschung, S. 305-306).

Widerwärtig

Wenn wir mit den Leuten in diesen widerwärtigen Orten reden, ist uns die ganze Welt nichts anders, als eine widerwärtige. Leben wir aber in dieser Gegend, so haben wir andauernd mit diesen widerwärtigen Leuten zu tun, habe ich gedacht, wir entkommen ihnen nicht, sie sind die Regel. Ich ertrage ihre Redeweise genauso wenig wie ihre Kleidung, was sie denken, ertrage ich nicht, was sie zur Schau stellen, was sie getan haben und was sie vorhaben. Was sie sagen, ist gegen mich, was sie tun, ist gegen mich. Ihre katholisch-nationalsozialistische Lebensweise ertrage ich ganz einfach nicht, ihren Tonfall ertrage ich nicht, nicht nur was sie sagen, sondern auch wie sie das Gesagte gesagt haben, ertrage ich nicht.

Be***

(Auslöschung, S. 304).

Ignoriert

In Wahrheit werden in dieser Welt die Tatsachen ignoriert und die phantastischen Ideale für die Tatsachen erklärt, weil das politisch nützlicher und angenehmer ist, als das Gegenteil.

Be***

(Auslöschung, S. 300).

Die Mütter

(...) die Mütter allein sind die Verantwortlichen und gerade sie entziehen sich dieser Verantwortung dann, wenn sie Mütter sind, beinahe zur Gänze und schieben alles auf ihre Umwelt ab. Die Mütter sind die Verantwortlichen, werden aber doch nie zur Verantwortung gezogen, wenn es darauf ankäme, weil die Umwelt eine so hohe unausrottbare positive Meinung von den Müttern hat seit Jahrtausenden. Warum? (...). Die Mütter werfen ihre Kinder in die Welt und machen die Welt dafür und für alles mit diesen Kindern Folgende verantwortlich, wo sie selbst die Verantwortung zu tragen hätten, aber nicht tragen. Die Mütter drücken sich vor jeder Verantwortung, was die von ihnen in die Welt geworfenen Kinder betrifft, das ist die Wahrheit.

Be***

(Auslöschung, S. 299).

Die Ehe

Die Ehe wird nicht zu einer gegenseitigen Hochachtung und Beruhigung und zu einem gegenseitig verständnisbereiten und schließlich verständnisvollen Leben, sonder nach und nach von ihnen zur Hölle gemacht. Beide richten sich in dieser Hölle ein und hassen sich schließlich. Diesen gegenseitigen Haß erkennen sie bald als einen notwendigen an und leben mit ihm ganz gut den Rest ihrer Existenz auf.

Be***

(Auslöschung, S. 294-295).

Die Österreichische Wahrheit

Das katholisch-nationalsozialistische Element, die katholisch-nationalsozialistischen Erziehungsmethoden sind aber die in Österreich normalen, die üblichen, die am weitesten verbreiteten und wirken sich also überall ungehemmt auf dieses ganze letzten Endes nationalsozialistisch-katholische Volk verheerend und grausam aus. In Österreich herrschen uneingeschränkt nationalsozialistisch-katholische Erziehungsmethoden, wer etwas anderes behauptet ist ein Lügner und ein Ignorant gleichzeitig und die Gesetze dieses Landes sind auch nichts anderes als nationalsozialistisch-katholische mit ihrem verheerenden und vernichtenden Auswirkungsmechanismus. Das ist die Österreichische Wahrheit. Der österreichische Mensch ist durch und durch ein nationalsozialistisch-katholischer von Natur aus, er mag sich dagegen wehren, wie er will. Katholizismus und Nationalsozialismus haben sich in diesen Volk und in diesem Land immer die Waage gehalten und einmal war es mehr nationalsozialistisch, einmal mehr katholisch, aber niemals nur eines von beiden. Der österreichische Kopf denkt immer nur nationalsozialistisch-katholisch. Auch die österreichischen Denker haben immer nur so, mit einem solchen unappetitlichen nationalsozialistisch-katholischen Kopf gedacht.

Be***

(Auslöschung, S. 291-292).

Zum Lesezweck

Was machst du denn die ganze Zeit in der Bibliothek, fragten sie, wenn ich aus der Bibliothek kam, gleich aus welcher von unseren fünf Bibliotheken, die ihnen im Grunde suspekt waren und tatsächlich war ich unter ihnen der einzige, der immer wieder eine unserer Bibliotheken aufsuchte. Doch nicht, um zu lesen! sagten sie und stellten mich zur Rede. Es nützte nichts, daß ich vor ihnen beteuerte, tatsächlich die Bibliothek nur zu dem einzigen Zweck aufgesucht zu haben, um zu lesen. Du gehst in die Bibliothek um deinen abwegigen Gedanken nachgehen zu können, hatte meine Mutter immer gesagt und gar nicht zur Kenntnis genommen, daß ich fortwährend sagte, nein, ich bin in die Bibliothek gegangen um zu lesen, aus keinem anderen Grunde und ich habe dort auch nichts anderes getan. Fortwährend beteuerte ich, nur zum Lesezweck in der Bibliothek gewesen zu sein, micht dort aufgehalten zu haben zum Lesezweck. Sie gab aber keine Ruhe, bezeichnete mich als Lügner und behauptete ununterbrochen, ich sei in der Bibliothek gewesen, um meinen abwegigen Gedanken nachzugehen.

Be***

(Auslöschung, S. 258-259).

Die unmusikalische Sprache

Schon die deutsche Sprache ist genau genommen eine häßliche, eine, wie gesagt, nicht nur alles Gedachte zu Boden drückende, sondern durch ihre Schwerfälligkeit auch alles tatsächlich gemein verfälschende, sie ist gar nicht imstande, einen Wahrheitsgehalt tatsächlich als solchen tatsächlichen Wahrheitsgehalt wiederzugeben, sie verfälscht alles von Natur aus, sie ist eine rohe Sprache, ohne jede Musikalität (...). Für einen musikalischen und mathematischen Menschen (...) ist die deutsche Sprache etwas Peinigendes. Sie ist, wenn wir sie hören, niemals schön, unbeholfen, klobrig selbst da wo wir glauben, sie als hohe Kunst in uns aufgenommen zu haben. Die deutsche Sprache ist durch und durch unmusikalisch (...) durch und durch gemein und gewöhnlich und aus diesem Grund empfinden wir unsere Dichtungen ebenso.

Be***

(Auslöschung, S. 239).

Herkunftskomplex

Es genügt nicht, daß wir uns nur Notizen machen über das, was uns wichtig ist, über das uns wichtigste möglicherweise (...), über unseren ganzen Herkunftskomplex, daß wir so viele Hunderte und Tausende von Zetteln vollgeschrieben haben über diese Thematik, die unsere lebenslängliche Thematik ist, wir haben zweifellos und tatsächlich einen größeren, um nicht sagen zu müssen, einen großen Bericht abzugeben von dem, woraus wir schließlich entstanden und gemacht und von welchem wir die ganze Zeit unserer Existenz geprägt sind. Wir können viele Jahre davor zurückschrecken und vor nichts wie vor einer solchen ja beinahe übermenschlichen Anstrengung zurückscheuen, aber wir habe sie schließlich und endlich anzugehen und auszuführen.

Be***

(Auslöschung, S. 201).

Böse Geister

Wir glauben, wir können ein solches Vorhaben anfangen und sind doch nicht imstande dazu, alles ist immer gegen uns und gegen ein solches Vorhaben, so zögern wir es immer hinaus und kommen niemals dazu, so werden so viele Geistesarbeiten, die geschrieben werden müßten, nicht geschrieben, bleiben so viele Niederschriften, die wir die ganze Zeit, jahrelang, jahrzehntelang in unserem Kopf haben, in unserem Kopf. Wir ziehen alle mögliche Gründe, mit einer solchen Arbeit nicht anfangen zu müssen, heran, wir kramen alle nur mögliche Ausreden aus, wir rufen alle möglichen Geister, die alle nur böse Geister sein können, an, um nicht anfangen zu müssen, wo wir anfangen sollten.

Be***

(Auslöschung, S. 200).

Der allererste Satz

Die Schwierigkeit ist ja immer nur, wie einen solchen Bericht anfangen, wo einen tatsächlich brauchbaren ersten Satz einer solchen Aufschreibung hernehmen, einen solchen allerersten Satz. In Wahrheit habe ich ja schon oft angefangen mit diesem Bericht, aber ich bin schon in dem allerersten aufgeschriebenen Satz gescheitert.

Be***
(Auslöschung, S. 198).

Das geheimgehaltene Denken

Wir haben uns mit der Zeit angewöhnt, alles in uns geheimzuhalten, jedenfalls das, was wir denken, das wir uns zu denken getrauen, um nicht umgebracht zu werden, denn wie wir wissen, wird umgebracht, wer sein Denken nicht geheimhalten kann, sein tatsächliches Denken, von welchem niemand, außer er selbst, eine Ahnung haben kann (...). Das geheimgehaltene Denken is das entscheidende (...), nicht das ausgesprochene, nicht das veröffentlichte, das mit dem geheimgehaltene sehr wenig, meistens überhaupt nichts gemeinsam hat und immer ein viel niedrigeres ist, als das geheimgehaltene, welches doch immer Alles ist, während das veröffentlichte, wie wir wissen, nur das notdürftigste ist.

Be***

(Auslöschung, S. 160-161).

Han Beom-Su Ryu



Meister Han, Beom-Su wurde am 12. November 1911 geboren zu Buyeo, Provinz Chungcheongnam. Er entwickelte sich zu einem Meister auf dem haegeum - ein koreanischer Fidel - und daegeum - eine Querflöte aus Bambu. Seit 1970 war er Professor an der Koreanischen National-Universität für die Künste in Seoul. Diese Aufnahme vom März 1968 enthält zwei Stücke im Sanjo-Stil. Mehr zum Sanjo-Stil hier auf wikipedia.

한범수류 haegeum sanjo
1. 진양조 jinyangjo - 5:36
2. 중모리 jungmori - 2:53
3. 중중모리 jungjungmori, 4:55

한범수류 daegeum sanjo
4. 진양조 jinyangjo - 10:09
5. 중모리 jungmori - 7:55
6. 중중모리 jungjungmori, 11:54

1981 erlitt Han Beom-Su einen Schlaganfall, er starb am 22. Juli 1984.

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Leer

Nietzsche (...), ich klopfe mir an den Kopf und er ist leer, vollkommen leer. Schopenhauer sage ich mir und ich klopfe an meinen Kopf und er ist leer. Ich klopfe an meinen Kopf und sage Kant und ich habe einen vollkommen leeren Kopf.

Tagelang gehen Sie mit einem solchen leeren Kopf umher und klopfen daran und stellen immer nur fest, daß er vollkommen leer ist. Das macht verrückt, wahnsinnig, unglücklich, auf die unglücklichste Weise verrückt und wahnsinnig und auf die fürchterlichste Weise existenzüberdrüssig (...).

Be***

(Auslöschung, S. 159).