»Kultur« .3

»Kultur« ist metaphysisch desselben Wesens wie die »Technik«. Kultur ist die Technik der Historie, die Art, wie das historische Wert-rechnen und Güter-schaffen sich einrichtet und damit die Seinsvergessenheit ausbreitet.

H***
(Besinnung, S. 170)

»Kultur« .2

Die Herrschaft des Kulturbewußtseins und ihm zufolge diejenige der Kulturpolitik betreibt eine wachsende Verfestigung der Neuzeit in der Richtung auf die von ihr betriebene Seinsvergessenheit; nicht eine bestimmte Gestaltung und Entartung der Kultur und des Kulturbewußtseins, sondern die »Kultur« als solche ist die Entwurzelung des Menschen und bedeutet die Loslösung seines ohnedies ungegründeten Wesens aus der Geschichte.

H***
(Besinnung, S. 168-9)

»Kultur« .1

»Kultur« im Sinne der Pflege und Verwirklichung der »Werte« und dieses wieder als »Ziel« oder als »Mittel« des volklichen oder nationalen oder menschheitlichen Menschentums oder als »Ausdruck« des volkhaften »Lebens« setzt jedesmal die Auffassung des Seins als Machenschaft (vorgestellte Hergestelltheit) voraus und besteht allein auf der Herrschaft des Menschenals Subjektum; der Wertgedanke vollends ist die äußerlichste Veräußerlichung des Seins als Gegenständlichkeit.

H***
(Besinnung, S. 168)

Geschichte

Geschichte ist die in die Lichtung des Seyns gezogene Spur der aus ihm ereigneten Entscheidungen über die Unterscheidung seiner zum »Seienden«.

H***
(Besinnung, S. 168)

Geschichtslosigkeit

Ein Zeitalter, das noch für seine »Geschichte« die Historie braucht, d.h. im voraus schon beides ineinandergemischt hat, beweist, daß ihm eine wesentliche Geschichte versagt bleibt; und deshalb treibt es der Geschichtslosigkeit zu (Ver-wüstung).

H***
(Besinnung, S. 167)

Die Wesensrettung des Menschen

Muß dann nicht der Mensch, um sein Wesen zu retten, d.h. dem Seyn gegenüber wesensgerecht zu gestalten, zum Gründer der Wahrheit des Seyns werden? Die Wesensrettung des Menschen ist dann eine Verwandlung in jene Gründerschaft, deren Wesung wir das Da-sein nennen. Die Vermenschung des Menschen stürzt in sich zusammen. Die Vermenschlichung des Seienden ist ohne Grund.

H***
(Besinnung, S. 165)

Das als solches vergessene Subjektum

Der Mensch, d.h. das als solches vergessene Subjektum gehört in das Ganze des Seienden im Sinne des »Objektiven« und ist innerhalb desselben nur ein flüchtiges Staubkorn. Die Aufsteigerung des Menschen in das schrankenlose Machtwesen und die Auslieferung des Menschen an das unerkennbare Schicksal des Ablaufs des Seienden im Ganzen gehören zusammen, sind dasselbe.

H***
(Besinnung, S. 160)

Der Anthropomorphismus

Der Anthropomorphismus ist die ausgesprochene oder unausgesprochene, die zugestandene oder unerkannt angenommene Überzeugung, daß das Seiende im Ganzen ist, was es ist und wie es ist, kraft und gemäß des Vorstellens, das im Menschen, d.h. im vernunftbegabten Tier, als ein Lebensvorgang unter anderen abläuft. Das Seiende, und was man so nennt und kennt, ist ein menschliches Gemächte.

H***
(Besinnung, S. 159)

Das Versinken in die Seinsvergessenheit

Das Versinken in die Seinsvergessenheit ist die Betreibung einer Verwüstung, durch die dem Menschen jener Grund versandet, auf dem allein seine Herrschaft über das Seiende zu stehen vermag: die Inständigkeit in der Wahrheit des Seyns.

H***
(Besinnung, S. 156)

Der Mensch und das Seyn

Trifft der Mensch auf das Seyn oder stimmt das Seyn den Menschen, daß er es treffe?

H***
(Besinnung, S. 154)

Sich der Besinnung entziehen

Entzieht sich der Mensch jener Besinnung — und wer will ihn davon zurückhalten —, dann rettet er sich zuletzt in die Erklärung alles Seienden als eines Gebildes menschlicher »Einbildung«; die Vermenschlichung des Seienden überhaupt ist die erste und letzte Weisheit: der Anthropologismus.

H***
(Besinnung, S. 153)

Das Seyn und der Mensch

Für die Besinnung aber entspringt die Erfahrung: Der Mensch kann nur auf dem Grunde der Zugewiesenheit in die Wahrheit des Seyns das Seiende im Ganzen und sich selbst als das Seiende, das er ist, bestimmen. Das Seyn selbst muß den Menschen dem Wesensgrunde nach in die Wahrheit des Seyns übereignet haben. Dieses Er-eignis bringt allein jene Lichtung, in der das Seiende im Ganzen und der Mensch sich begegnen können um ihre Ferne zu ermessen.

H***
(Besinnung, S. 153)

Die Frage an den Menschen

1. Was er sei; 2. Wer er sei. Die Fragen selbst sind schon Antworten, d.h. Entscheidungen.

Was ist der Mensch? Diese Frage will das Washafte bestimmen und bestimmt es als Tierheit.

Die Wasfrage geht in den Bereich der Erklärlichen und Feststellbarem.

Die Werfrage versetzt verwandelnd in die Zugehörigkeit zum Verborgenen, in den Seinsbezug.

H***
(Besinnung, S. 148)

»Anthropologismus«

Grund-erfahrung ist ein Ereignis des Menschen. Der Mensch ereignet sich und enteignet sich in ihr seines Wesens.

Deshalb aber der unvermeidliche Schein innerhalb der Herrschaft des animal rationale, daß sie eine »Erlebnisweise« und »Sache« des Menschen sei — »Anthropologismus«.

H***
(Besinnung, S. 147)

Das Wesentliche der Entschlossenheit

Das Wesentliche der Entschlossenheit liegt nicht in einer vermeintlichen »subjektiven« »Aktivität« des Einzelnen, sondern in der Da-seins-haften Gründerschaft des gewandelten Menschen, in der wesentlich anderen, d.h. erstmaligen Offenheit zur Wahrheit des Seyns als solchen, in der Zerströrung der Subjekt-Objekt-Beziehung als der maß- und grundgebenden, in der Überwindung aller Metaphysik.

Sie ist die Inständigkeit in der Ausgesetztheit zum Da: das Da-sein, die Über-nahme der Da-heit als der Lichtung des Abgrundes des Seins; dieses aber: das Inzwischen zu allem »Seienden«.

H***
(Besinnung, S. 144-5)

Das Er-denken des Seyns

Das Er-denken des Seyns ist niemals ein »Erzeugen« des Seins, so daß dieses gar nur zu einer Gedachtheit würde. Das Er-denken ist das er-eignete Er-reichen der Lichtung der Verweigerung, welche Lichtung als Lichtung der Verweigerung anhalt- und zufluchtlos sich zum Ab-grund entbreitet, der die Wesung des Seyns selbst als seine Wahrheit ist.

H***
(Besinnung, S. 131)

Zurückweisung im Da

Wie, wenn dies das Seyn selbst wäre — das Er-eignis, das den Menschen sich (dem Seyn) zuweist, indem es ihn in das fragende Innestehen im Da zurückweist, damit er hierin dann das Wesen seines geschichtlichen Menschtums — die Seinszugewiesenheit als Wächterschaft für die Wahrheit des Seyns — erfrage und fragend bestehe.

H***
(Besinnung, S. 129)

Die Einzigkeit und Einmaligkeit des Seyns

Die Einzigkeit und Einmaligkeit des Seyns sind nicht angetragene Eigenschaften oder gar Folgebestimmungen, die sich aus dem Verhältnis des Seins zur »Zeit« ergeben könnten, sondern das Seyn selbst ist Einzigkeit, Einmaligkeit, die je ihre Zeit, d.h. den Zeit-spiel-raum ihrer Wahrheit entspringen läßt; diese Einmaligkeit schließt ein Wieder einmal nicht aus, im Gegenteil.

H***
(Besinnung, S. 128)
Das Seyn kann überhaupt nicht aus dem Gegensatz zu »etwas« bestimmt werden; nicht einmal als Gegenteil des Nichts, weil es selbst noch der Ursprung des Nichts ist und dies nicht beiläufig, sondern im Wesen. Erst wenn wir anfangen, das Seyn so ursprünglich zu denken, stehen wir fragend außerhalb jeder Metaphysik und damit jedes Vorrangs eines Seienden.

H***
(Besinnung, S. 127)

Ja zur Fragwürdigkeit

Wissen ist das Ja zur Fragwürdigkeit des Fragwürdigsten, aus ihm entspringt je die Zustimmung zum »Seienden«. Die Fragwürdigkeit aus-stehen in der Inständigkeit heißt: das Wesen des Menschen und die Entscheidung zu ihm hinaushalten in die Bereitschaft zu einer Zugewiesenheit an die Gründung der Wahrheit des Seyns; dieses Aus-stehen ist das Er-harren der Er-eignung; daß im Seyn das Wesen des Menschen den Zeit-Raum des Austrags finde.

H***
(Besinnung, S. 121)

Inständigkeit im Da-sein

Inständigkeit im Da-sein ist die Stetigkeit des gegründeten Ja-sagens zum Wesen der Wahrheit als Lichtung der Verborgenheit einer Verweigerung des Entscheidungsbereiches über die Entgegnung des Menschentums und der Gottschaft.

H***
(Besinnung, S. 119)

Die Richtigkeit ist die Verstörung des Anfänglichen

Das Wahre als das Richtige hat schon die Irre herabgesetzt in die Unrichtigkeit, in ein Gemächte des Menschen; die Richtigkeit (das in mannigfachen Gestalten mächtige metaphysische Wahrheitswesen) ist die Verstörung des anfänglichen und erst anzufangenden Wesens der Wahrheit und dadurch die Verschüttung aller Pfade zu Erfragung des Seyns.

H***
(Besinnung, S. 112)

Die Richtigkeit und die Wahrheit

Richtigkeit ist Angemessenheit des Vor-stellens an das »Seiende« bzw. Verfügbarkeit des »Seienden« im und für das Vor-stellen.

Die Angemessenheit versichert des Seienden, macht, sofern es auf den Menschen als Subjectum ankommt, diesen des Seienden gewiß. Wahrheit ist zur Gewißheit geworden und durch sie zur Sicherung des Bestandes des Subjectums; diese Sicherung selbst muß sich zur Festmachung und Verfestigung des Seienden machen, wobei jetzt nicht mehr so sehr wesentlich ist, was je das Seiende ist, wie es sich zeigt, sondern, daß es als Festes umgibt und sicher-stellt.

H***
(Besinnung, S. 110)

Das Sein und das Nichts

Als Ab-grund »ist« das Sein das Nichts und der Grund zumal. Das Nichts ist das ab-gründig Verschiedene vom Seyn, die Nichtung alles Grundes (aller Stützte, alles Schutzes, alles Maßes, aller Ziele) und so Er-eignung in das Offene der Verweigerung und deshalb vom Wesen des Seyns, aber niemals »dasselbe«, weil nie die Wesensfülle, d.h. vor allem nicht, weil so nicht Grund.

H***
(Besinnung, S. 99)

Das Seyn ist der »Grund«

Das Seyns ist nirgends und nie festgemacht und angeklammert und aufgestützt und niedergelegt — das Seyn ist der »Grund«, des all Solches schon je abgewiesen, weil es als Er-eignung die sich selbst verweigernde Zuweisung in des Un-gestützte und Un-geschützte ist, weil Seyn nur dieses heißt.

H***
(Besinnung, S. 99)