Wittgensteins Kulturbegriff

Wittgensteins Verwendung des Begriffs »Kultur« läßt keinen Zweifel aufkommen: Kultur im anspruchsvollen Sinn des Wortes entsteht in seinen Augen erst durch die Absonderung der wirklich Kultivierten von der sonstigen sogenannten »Kultur«, diesem konfusen Aggregat aus besseren und schlechteren Gewohnheiten, die in ihrer Summe kaum mehr als die übliche »Schweinerei« ergeben.

Gleich, ob es um Architektur, Malerei, Musik oder Sprache ging, auf jedem Feld konstituierte sich die Gruppe der Modernen durch eine sezessionistische Operation — durch die Absetzung der Puristen von den Ornamentierern, der Konstruktivisten von den Schwelgern, der Logiker von den Journalisten und der Grammatiker von den Schwätzern. (...) Die Gleichsetzung von Ornament und Verbrechen (...) erinnert im übrigen daran, daß der Funktionalismus anfangs ein Moralismus war, genauer eine asketische Praxis, die dem Guten durch das Weglassen des nicht Verantwortbaren näherzukommen suchte.

Sl***

(Du mußt dein Leben ändern, S. 216, 218).


Wittgenstein Türklinke